Hurra, Netflix kommt nach Österreich! Endlich fernsehen, wann, wo und was man will. So lautet zumindest der Tenor in Foren und sozialen Medien. Aber warum wird ein multinational agierender, den Markt beherrschender US-Konzern zum Heilsbringer? Natürlich war Netflix eine der ersten Firmen, die ein Geschäftsmodell für Videostreaming entwickelten – das ist aber schon sieben Jahre her. Auch der Erfolg des Musikdiensts Spotify, immerhin eine schwedische Erfindung, hätte als Inspiration für die europäische Filmbranche dienen können.

Doch die europäischen Rechtehalter hatten in den letzten Jahren Besseres zu tun: beispielsweise über illegale Downloads zu lamentieren und Netzsperren gegen vermeintlich urheberrechtsverletzende Websites durchzusetzen.

Ohne Startkapital keine Chance

Dabei wäre es an der Filmwirtschaft gewesen, ein europäisches Netflix zu entwickeln. Kleinere Unternehmen haben sich redlich bemüht: etwa hierzulande Flimmit, das übrigens in Gesprächen mit Netflix steht. Aber ohne ein entsprechendes Startkapital und Beziehungen hat man im Streaming-Geschäft keine Chance. Der Bezahlsender Sky, finanziell durchaus potent, wartet mit der Einführung eines Netflix-Klons so lange, bis die Spatzen den Start des Originals schon längst von den Dächern pfeifen.

Daher bleibt den europäischen Unternehmen jetzt nichts übrig, als Netflix beim Abgrasen ihrer Pfründen zuzusehen. Und daran sind sie ausschließlich selbst schuld. (Fabian Schmid, DER STANDARD, 22.5.2014)