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Jürgen Melzer spielt gerne in der Sandkiste.

Foto: EPA/NARANJO

Düsseldorf - Jürgen Melzer zeigt sich beim ATP-Tennis-Turnier in Düsseldorf weiter in guter Verfassung. Mit einer ordentlichen Energieleistung ist der Niederösterreicher am Mittwoch ins Viertelfinale der 426.600-Euro-Sandplatz-Veranstaltung eingezogen. Einen Tag vor seinem 33. Geburtstag rang er den als Nummer vier gesetzten Portugiesen Joao Sousa 7:6 (6), 4:6, 6:4 nieder. Nächster Gegner ist der Tscheche Jiri Vesely.

Es war ein harter Fight, doch Melzer rettete sich doch noch über die Hürde Sousa. Der Österreicher wirkte anfangs etwas frischer als sein Kontrahent und übte mit wuchtigen Grundlinienschlägen viel Druck aus. Der Portugiese fand aber immer mehr zu seinem Rhythmus, weshalb sich eine intensive und völlig ausgeglichene Partie entwickelte.

Bei 5:5 wurde es aus der Sicht von Melzer erstmals brenzlig: Sousa fand die ersten Breakchancen überhaupt in dem Match vor. Doch mit dem Rücken zur Wand packte der 32-Jährige sein bestes Tennis aus und brachte mit durchaus riskanten Schlägen, etwa einem Vorhand-Stopp der feinsten Art, sein Service durch. Wenig überraschend ging es ins Tiebreak, das ebenfalls zu einer äußerst knappen Angelegenheit wurde. Letztlich hatte Melzer das bessere Ende für sich und holte nach fast einer Stunde mit 8:6 den Satz.

Hart aber herzlich

Zu Beginn des zweiten Durchgangs hatte Melzer beim Stand von 1:1 die Chance, schon für eine Vorentscheidung zu sorgen, vergab allerdings drei Breakbälle. Die Nummer 42 der Weltrangliste nahm ihm dann den Aufschlag zum 4:2 ab, was der Österreicher aber mit dem sofortigen Rebreak beantwortete. Beim Stand von 5:4 für Sousa und Aufschlag Melzer hatte der Portugiese wieder drei Breakbälle, den letzten davon verwandelte er zum Satzgewinn.

Im dritten Satz durchbrach Melzer Sousas Aufschlag zum 3:2, brachte sein eigenes Service durch und erhöhte den Druck auf den nun mental etwas angeschlagen wirkenden Gegner. Die Folge: Nach über 2:20 Stunden Spielzeit verwertete er vor den Augen von Manager und ÖTV-Präsident Ronnie Leitgeb mit einem Ass seinen vierten Matchball.

Ein Geschenk zum Geburtstag

"Ich bin sehr froh, durch zu sein", sagte Melzer im Anschluss. "Es war sehr hart. Im ersten Satz war ich besser, im zweiten er, der dritte war dann offen." Nach seiner langen Verletzungspause scheint sich der Deutsch-Wagramer derzeit auf dem Platz so richtig wohlzufühlen. "Für mich war wichtig, voller Energie zurückzukommen. Wenn man so lange weg ist, vermisst man den Sport natürlich, man vermisst solche Fights wie heute."

Jetzt gilt seine ganze Konzentration der Partie gegen den Tschechen Vesely, die Nummer 104 der Weltrangliste. Dass der Matchtermin mit seinem 33. Geburtstag zusammenfällt, scheint ihn wenig zu tangieren. "Ob ich Geburtstag hab oder nicht, ich versuch zu gewinnen", sagte Melzer. Die beiden haben auf der ATP-Tour noch nie gegeneinander gespielt.

Thiem fightet und verliert 

Dominic Thiem ist in Nizza im Achtelfinale gegen Gilles Simon mit 3:6, 6:4, 2:6 ausgeschieden. Damit nahm der als Nummer vier gesetzte Franzose für die im März in Indian Wells gegen den ÖTV-Jungstar erlittene Niederlage erfolgreich Revanche und machte indirekt Jürgen Melzer per nächsten Montag zu Österreichs Nummer eins in der Rangliste.

7:6 (5), 6:2 hatte Thiem am 9. März in Kalifornien in der zweiten Runde des Masters-1000-Turniers gewonnen, daher war Simon in seiner Geburtsstadt diesmal besonders gewarnt. Der Weltranglisten-30. nahm dem Niederösterreicher auch gleich dessen erstes Aufschlag-Game ab und hatte selbst im Satzverlauf nur einen Breakball abzuwehren. Letztlich servierte der Wahl-Schweizer aus, was Thiem den zweiten Durchgang eröffnen ließ.

Dadurch legte der Weltranglisten-58. vorerst vor und ging mit einem Break auch 3:1 in Führung. In einem offenen Schlagabtausch gab jeder der zwei Kontrahenten in Summe zweimal sein Service ab, ehe Thiem bei 4:4 die wohl vorzeitige Entscheidung mit fünf abgewehrten Breakbällen abwandte. Prompt gelang es ihm danach, als Rückschläger bei seiner ersten Chance den Satzausgleich zu fixieren.

Der dritte Satz schien zunächst zu einer zähen Angelegenheit zu werden, doch das Break Simons zur 2:1-Führung war für den zuletzt durch einen Virus mit Gewichtsverlust geschwächt gewesenen Thiem zu viel. Trotz Kampf geriet er mit 1:5 in Rückstand, danach servierte Simon nach 123 Minuten mit seinem zweiten Matchball aus. Thiem wird im Ranking eventuell einen Platz wettmachen, Melzer aber zumindest einen Rang vor ihm liegen.

"Absolut verdient"

"Das war absolut verdient, dass er das gewonnen hat", gab sich Thiem in seinem Facebook-Kommentar als fairer Verlierer. "Wir haben beide kein gutes Match gespielt, und der Wind war unangenehm. Aber ich hab' alles probiert und Ende zweiten Satz auch wieder Glück gehabt mit ein paar Linienbällen bei wichtigen Punkten. Vom Sieg war ich aber weit weg."

Und der 20-Jährige deutete auch an, dass er anders als bei seinem Indian-Wells-Sieg gegen den 29-Jährigen diesmal nicht an sein Leistungsoptimum herangekommen ist. "Gegen ihn muss ich einfach auf absolut 100 Prozent sein. Da reichen keine 95 oder 98 Prozent. Dass ich hier eine Runde gewonnen habe, war mehr als erwartet. Ich bin jetzt überhaupt nicht deprimiert."

Im Gegenteil brachte der 20-Jährige seine Vorfreude auf die am Sonntag beginnenden French Open zum Ausdruck, sein erster Grand Slam mit einem fixen Hauptfeldplatz. "Ich werde die nächsten Tage perfekt zur Vorbereitung nützen und freu' mich extremst auf Paris." (APA, 21.5.2014)