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Wien - Wie gut aufgestellt ist Österreich in Sachen Innovation? Nicht ganz so gut, als es Sonntags- und Budgetreden vermuten lassen. Der kürzlich veröffentlichte Leistungsanzeiger für die 28 EU-Länder weist Österreich nämlich nur Platz 10 zu. Damit sind wir wieder um einen Rang (nämlich hinter Irland) zurückgefallen. Vor gar nicht allzu langer Zeit rangierten wir übrigens noch auf Platz 7.

Der Sieg ging wieder einmal an Schweden, das seit einigen Jahren dieses sogenannte „Innovation Union Scoreboard“ anführt. Erhoben wird dabei die Leistungsfähigkeit in acht Kategorien wie der internationalen wissenschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, der unternehmerischen Kooperation im Bereich Innovation oder den Humanressourcen.

„Die Stärke von Schwedens Innovationssystem liegt darin, dass es in diesen Kategorien keine ausgeprägten Schwächen hat“, sagt Michael Stampfer, Geschäftsführer des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF). Stampfer ist spätestens seit 2012 mit dem schwedischen Wissenschaftssystem bestens verstraut, als er nämlich für die OECD an einer großen Länderstudie über Schweden mitarbeitete. Erst kürzlich war der Forschungspolitik-Experte wieder auf Dienstreise bei den Skandinaviern, um deren neueste Initiativen zu begutachten.

Ähnlichkeiten mit der Schweiz

Schwedens Innovationssystem weist für Stampfer viele Ähnlichkeiten mit der Schweiz auf, die freilich noch ein wenig produktiver sind: „Wissenschaftliche Exzellenz hat in beiden Ländern eine lange Tradition, ohne Unterbrechungen durch die Weltkriege“. Ähnlich sei auch die Bedeutung der Großindustrie: Mehr als ein Dutzend Großunternehmen in Schweden (wie Volvo oder Ericsson) seien größer als Österreichs größte Industriebetriebe. Zudem herrsche in Schweden seit langem ein politischer Konsens, auf Forschung zu setzen.

„Die Universitäten genießen in Schweden einen hohen Stellenwert“, so Stampfer. Sie seien gut ausgestattet, hätten eine effektive Studienplatzbewirtschaftung und sechs oder sieben Hochschulen könnten in Europas erster Liga mitspielen. „Dazu gibt es in Schweden mehr als ein Dutzend Fördertöpfe, von denen etliche Privatstiftungen sind“, ergänzt Stampfer. So vergibt allein die Wallenberg-Stiftung weit mehr als 100 Millionen Euro.

Verkleinerter Abstand zur Konkurrenz

Dennoch ruht man sich nicht auf den Lorbeeren aus. Seit kurzem gibt es in Schweden eine Diskussion, wie man die Spitzenposition halten kann, denn der Abstand zur Konkurrenz ist in den letzten Jahren kleiner geworden. Und Länder wie Dänemark oder die Niederlande sind in den vergangenen Jahren im Verhältnis zu Mitteleinsatz effizienter gewesen.

Einige der neuen schwedischen Initiativen hat Stampfer in Augenschein genommen: unter anderem ein riesiges biomedizinisches Forschungszentrum in Stockholm, an dem gleich vier Universitäten beteiligt sind. Daneben wird aber auch in die Humanressourcen investiert, wie Staffan Normark, der ständige Sekrektär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, im Gespräch mit dem STANDARD betont. In den nächsten Jahren werden rund 250 neue Stellen für junge Top-Forscher aus dem In- und Ausland geschaffen. Dotiert sind die mit jeweils rund einer Million Euro, finanziert von der Wallenberg-Stiftung. Ausgewählt werden sie von der Akademie der Wissenschaften – die auch die Nobelpreisträger aussucht. (tasch, DER STANDARD, 21.5.2014)