Part of the Deal: Touristenmagazin "Enjoy Vienna".

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Harants (o.) Compress an ...

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... Kotlowskis WH Medien.

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Wien - Es ist einer der größten Brocken im nicht kleinen Kommunikationsbudget der Stadt Wien von rund 52 Millionen Euro jährlich. Und der Brocken steht vor der nächsten Vergabe - wie auch jene rathausnahe Agentur, die diesen Auftrag traditionell betreut.

146 Millionen Euro schwer ist der laufende Zehnjahresvertrag Wiens für seine Auslandskommunikation. Die nur im Wortsinn stadtbekannte Agentur Compress betreut die rote Metropole und ihre auswärtigen Angelegenheiten schon seit 30 Jahren. Seit Helmut Zilk genießt Agenturchef Eduard Harant besonderes Vertrauen der Wiener Bürgermeister.

2015 kommt kommunikativ einiges zusammen: Just im Wiener Wahljahr 2015 läuft der Wiener Zehnjahresvertrag mit der Compress aus.

Bohmann im Parallelschwung

Sie betreibt für die bisher 146 Millionen Euro vor allem elf Auslandsbüros, die in ostmitteleuropäischen Hauptstädten die Donaumetropole promoten sollen. Auch das am Flughafen verteilte wöchentliche Magazin Enjoy Vienna gehört dazu. Der nächste Zehnjahresvertrag dürfte etwa 160 Millionen Euro umfassen, schätzen Kenner der Verhältnisse. Anhaltspunkte für die Hochrechnung liefert das zweite langfristige verlegerische Vertrauensverhältnis der Stadt Wien: Erst 2013 hat sie den nächsten Achtjahresvertrag mit dem traditionell rathausnahen Bohmann-Verlag über Auftragsmedien rund um die Marke wien.at abgeschlossen. Nach 115 Millionen Volumen ab 2007, damals unter heftigem Protest der grünen Rathausopposition, wurden es nun 133 Millionen mit Zustimmung des grünen Koalitionspartners.

Spätestens im Oktober 2015 dürfen die Wienerinnen und Wiener wieder über ihre Landesregierung und damit ihren Bürgermeister abstimmen. Nicht ausgeschlossen, dass die SPÖ einen dritten Partner braucht, um weiterzuregieren. Nicht ausgeschlossen, dass Michael Häupl es dann doch einmal gut sein lässt.

Compress-Eigner Eduard Harant ist 85. Zeit, Weichen zu stellen, wo 2015 der Vertrag mit der Stadt zur Verlängerung ansteht. Und wohin geht die Reise? Näher zur Stadt Wien: Harant verkauft die Firma "um einen Euro" der stadteigenen Wien Holding, erklärt er auf STANDARD-Anfrage.

"Es geht mir hauptsächlich um die Fortführung mit den Mitarbeitern, mit denen ich jahrzehntelang zusammengearbeitet habe." Das seien "70 bis 80 hochqualifizierte Menschen, die drei Sprachen sprechen". Das habe die Wien Holding zugesagt.

Der Deal ist laut Harant bereits unterschrieben, aber "noch nicht gültig": "Der Vertrag zwischen der Holding und der Stadt Wien muss noch durch den Gemeinderat", sagt er: "Bis 31. Dezember 2015 ist mein Vertrag noch gültig." Mit 1. Jänner 2016 sei dann die Wien Holding am Ruder.

"Werkzeug der Stadt Wien"

Genauer: Die Holdingtochter WH Medien, geführt von Marcin Kotlowski. Ihr gehört der Wiener Kabelsender W24, der eine bundesweite Werbevermarktung mit anderen Regionalsendern aufbaut. Engere Kooperation mit dem Satellitenprogramm Schau TV des Bohmann-Verlags ist immer wieder Thema.

Am Selbstbild des Compress-Verlags dürfte das wenig ändern. Harant beschreibt es so: "Wir waren immer Werkzeug der Stadt Wien." (Harald Fidler, DER STANDARD, 20.5.2014)