Bregenz - Kinderbetreuung ist in Vorarlberg politisches Dauerthema. Ganztagseinrichtungen sind immer noch Mangelware, erschwingliche Betreuungsplätze für Kleinkinder zu finden ist Glückssache. Das Angebot und damit auch die Tarife sind so unterschiedlich wie die 96 Vorarlberger Gemeinden.

Die SPÖ hat sich die Gebühren genauer angeschaut. Eine alleinerziehende Mutter mit einem Bruttogehalt von 1450 Euro müsse je nach Gemeinde zwischen 108 und 346 Euro monatlich für ganztägige Betreuung inklusive Mittagessen bezahlen, kritisiert Gabi Sprickler-Falschlunger. Das Land, das 60 Prozent der Personalkosten trage, solle einheitliche Tarife schaffen. Leistbar sollte die auch für Alleinerzieherinnen sein, die als größte Gruppe der Armutsgefährdeten gelten.

Landesrätin Greti Schmid (ÖVP) will den Gemeinden nicht dreinreden. Die Tarifgestaltung liege in deren Wirkungsbereich. Die Tarifmodelle hätten sich historisch entwickelt und seien nicht vergleichbar.

Für die ÖVP-Politikerin ist die Entwicklung der Kinderbetreuung eine Erfolgsgeschichte. Die Zahl der betreuten Kinder sei 2013 um zwölf Prozent auf 5134 gestiegen, man habe bundesweit den besten Betreuungsschlüssel. 90 Prozent der Dreijährigen würden außer Haus betreut.

Laut Statistik bieten in Vorarlberg nur die Hälfte der Betreuungseinrichtungen ganztägige Betreuung an. "Einrichtungen, die über Mittag schließen, gibt es ausschließlich in Tirol und Vorarlberg", heißt es dazu in der aktuellen Kindertagesheimstatistik des Familienministeriums. Ein weiterer Minuspunkt der Vorarlberger Einrichtungen sind die Schließtage. Mit 48 Tagen liegt man weit über dem Bundesdurchschnitt von 28 Tagen.

Personal gesucht

Schon ganz auf Wahlkampfmodus (im September wird der Landtag gewählt) versichert Schmid: "Es muss sichergestellt sein, dass Eltern, die es brauchen, in vertretbarer Entfernung eine leistbare ganzjährige und ganztägige Betreuung finden." Dazu brauche man aber mehr qualifiziertes Personal. Das möchte man durch neue Ausbildungsangebote gewinnen.

Ab Herbst dieses Jahres werden zwei- und dreisemestrige Ausbildungen angeboten. Bestehende Ausbildungen für Tageseltern, Spielgruppenbetreuung und Kindergartenassistenz werden zusammengeführt. Ziel: Betreuungskräfte sollen für Kleinkinder- und Schülerbetreuung qualifiziert werden. (Jutta Berger, DER STANDARD, 20.5.2014)