Barcelona - Die Fischerei mit Grundschleppnetzen hat massive Folgen für Ökosysteme  der Tiefsee. Das besagt eine Studie internationaler Forscher um Jacobo Martín vom Institut für Meereswissenschaften in Barcelona, die aktuell im Fachmagazin "PNAS" veröffentlicht wurde.

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Die weltweit verbreitete Fischerei mit Schleppnetzen steht unter massiver Kritik von Biologen und Umweltschützern.
Foto: Reuters/PASCAL ROSSIGNOL

Gefährdete Biodiversität

In Gebieten, in denen diese Fangmethode regelmäßig angewendet wird, gibt es demnach deutlich weniger organisches Material und kleinere Lebewesen auf dem Meeresgrund. Auch die Artenvielfalt sei in den betroffenen Regionen erheblich geringer. Die Fischerei mit Grundschleppnetzen ist eine weltweit verbreitete Methode zum Fang von Meerestieren wie Schollen, Seezungen oder Garnelen. Schleppnetze sind heute die wichtigsten Fischfanggeräte der Tiefseefischerei.

Grundschleppnetze bestehen aus einem trichterförmigen Fangsack, der von einem oder mehreren Schiffen gezogen wird. Die maulartige Öffnung des Netzes wird über unten angebrachte Gewichte und oben befindliche Schwimmkörper erzeugt. Beim Typ der Scherbrett-Grundschleppnetze befindet sich auf der Unterseite des Eingangs ein Grundtau, das über den Meeresboden gezogen wird. Zwei seitliche Scherbretter ziehen das Netz auseinander. Diese Bretter sind extrem schwer und können Furchen in den Boden ziehen, wodurch Sediment aufgewirbelt wird.

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Der Anteil des Beifangs beträgt bei dieser Art der Fischerei bis zu 90 Prozent.
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Einbruch der Meiofauna um 80 Prozent

In ihrer Studie untersuchten die Forscher den 40 Kilometer langen submarinen Canyon La Fonera vor der Nordostküste Spaniens. Fast täglich fahren hier Schiffe hinaus, um Afrikanische Tiefsee-Garnelen (Aristeus antennatus) zu fangen. Die Grundschleppnetz-Fischerei findet fast nur entlang der Nordseite des Canyons statt, die Südseite wird nur teilweise derartig befischt. Die Wissenschafter verglichen nun den Zustand des Meeresbodens der mit Grundschleppnetzen befischten Regionen mit dem der unbefischten Areale.

Die Analysen zeigten, dass das Sediment in den befischten Gebieten deutlich weniger organisches Material enthält und eine um 80 Prozent geringere Meiofauna - also Bodenlebewesen, die zwischen 0,30 mm und 1 mm groß sind - aufweist. Auch die Artenvielfalt war dort um 50 Prozent geringer als im unbefischten Areal. (APA/red, derStandard.at, 19.5.2014)