Hirnultraschall (transkranielle Sonografie) bei einer Patientin mit klassischer Parkinsonerkrankung.

Foto: : R. Gommel

Hier zeigt sich eine Vergrößerung und hellere Darstellung der Substantia nigra im oberen Hirnstamm (Pfeile).

Foto: : R. Gommel

Durch eine Ultraschalluntersuchung des Gehirns können Ärzte die Schüttellähmung Morbus Parkinson heute frühzeitig diagnostizieren. Eine Studie zeigt nun, dass sich der Hirnultraschall überdies zur Diagnose von ähnlichen Erkrankungen, den sogenannten "atypischen Parkinson-Syndromen", eignet. Diese gehen ebenfalls mit Symptomen wie Muskelstarre, Händezittern und verlangsamten Bewegungen einher.

Wie Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) im "European Journal of Neurology" berichten, liefert der Ultraschall ebenso zuverlässige Ergebnisse wie die aufwändigere Positronen-Emissions-Tomografie (PET) und kommt ohne Strahlenbelastung aus.

Atypische Syndrome 

"Nicht jeder Patient, der Parkinson-typische Symptome zeigt, leidet tatsächlich unter dem klassischen Morbus Parkinson", erklärt DEGUM-Experte Matthias Reinhard von der Neurologischen Universitätsklinik Freiburg. Auch andere Erkrankungen, wie etwa eine "Multisystematrophie" oder die "Progressive supranukleäre Blickparese" können dazu führen, dass Patienten sich bewegen, als wären sie an der klassischen Schüttellähmung erkrankt.

Experten gehen davon aus, dass etwa 20 Prozent der Patienten mit Parkinson-Krankheitszeichen an solchen atypischen Parkinson-Syndromen leiden. "Bei diesen Patienten wird oft zunächst von einem Morbus Parkinson ausgegangen", sagt Reinhard. Um sie richtig zu behandeln und ihre Prognose einschätzen zu können, sei es wichtig, mit Hilfe von bildgebenden Verfahren die Diagnose frühzeitig und korrekt zu stellen.

Hirnultraschall-Studie

In einer Studie mit zunächst 36 Patienten haben Ärzte am Universitätsklinikum Freiburg nun untersucht, inwieweit sich mit Hilfe des Hirnultraschalls klassischer Parkinson von den atypischen Formen unterscheiden lässt. Alle Patienten wurden auch einer Untersuchung mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET) unterzogen.

Dabei stellten die Forscher fest, dass der Hirnultraschall - auch transkranielle Sonografie genannt - sich mit der PET messen kann: So konnten beide Untersuchungen der Mehrzahl der Patienten zur richtigen Diagnose verhelfen. "Um die Ergebnisse zu überprüfen, sind Studien mit größeren Patientenkollektiven erforderlich", sagt Reinhard.

Für den Einsatz des Hirnultraschalls spreche aber schon jetzt, dass die Patienten keiner Strahlenbelastung ausgesetzt werden und die Untersuchung jederzeit wiederholt werden kann. Zudem verursache der Ultraschall nur geringe Kosten.

Echo im Ultraschall 

Um festzustellen, ob ein Patient unter Parkinson leidet, richten Ärzte ihre Ultraschallsonden von der Schläfe aus auf die "Substantia nigra", die schwarze Substanz. Die Schaltzentrale in der Tiefe des Mittelhirns verdankt ihre dunkle Färbung - und somit ihren Namen - einem hohen Eisengehalt.

Wenn die Substantia nigra im Verlauf der Parkinson-Erkrankung allmählich zugrunde geht, nimmt der Eisengehalt noch zu. "Im Ultraschall ist dies durch ein besonders starkes Echo, einen hellen Schatten auf dem Bildschirm, erkennbar", sagt Reinhard. Um die Parkinson-verwandten Krankheiten zu diagnostizieren, nahmen die Freiburger Ärzte zudem auch den "Nucleus lentiformis", eine weitere Schaltzentrale im Mittelhirn, und den "dritten Ventrikel", einen mit Hirnwasser gefüllten Hohlraum im Gehirn, ins Visier. Diese Areale können bei den atypischen Parkinson-Syndromen verändert sein.

Allerdings erfordert eine aussagekräftige Hirnsonografie nicht nur das geeignete Ultraschallgerät, sondern auch viel ärztliche Erfahrung. Deshalb führen Neurologen die Untersuchung derzeit vorwiegend in spezialisierten Einrichtungen durch. "Wir bemühen uns aber, die Kenntnisse zu verbreiten und hoffen, dass der Hirnultraschall in absehbarer Zeit  zur Basisdiagnostik bei Morbus Parkinson gehören wird", sagt DEGUM-Kursleiter Reinhard. (red, derStandard.at, 19.5.2014)