Bild nicht mehr verfügbar.

Mladic bei seinem Prozess im Jänner dieses Jahres.

Foto: AP Photo/ICTY, Via Associated Press Television, File

Den Haag/Sarajevo - Am UNO-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) hat am Montag der frühere Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic (72), mit der Präsentation seiner Verteidigung begonnen. Mladic muss sich u.a. wegen Völkermordes verantworten.

Sein Verteidiger Branko Lukic verzichtete auf einleitende Worte. Als erster Zeuge wurde sogleich Mileta Sladoje befragt. Der einstige Kommandant eines bosnisch-serbischen Bataillons in Ilidza (ein Vorort von Sarajevo, Anm.) sollte zur Situation in der bosnischen Hauptstadt zu Beginn des Bosnien-Krieges 1992 befragt werden.

Auch in den kommenden Tagen sollen Zeugen aussagen, die früher Offiziere des bosnisch-serbischen Romanija-Korps um Sarajevo waren. Fast alle haben laut Medienberichten bereits zuvor im Prozess ausgesagt, der gegen den früheren, zivilen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, am UNO-Tribunal (ICTY) läuft.

Anklagepunkt Völkermord

Die Anklagen gegen Karadzic und Mladic sind gleichlautend, die Verfahren laufen jedoch getrennt, nachdem Karadzic wesentlich früher als Mladic festgenommen wurde. Mladic hat sich in elf Anklagepunkten wegen Völkermordes in Srebrenica im Juli 1995 und in weiteren sieben bosnischen Gemeinden zu verantworten. Die Anklage beinhaltet ferner den Beschuss von Sarajevo, die Geiselnahme von UNO-Soldaten und weitere Kriegsverbrechen.

Die Verteidiger Mladics wollen 336 Personen als Entlastungszeugen anhören. Dafür stehen ihnen mehr als 200 Stunden zur Verfügung.

Der Angeklagte wurde im Mai 2011 nach 16-jähriger Flucht in der serbischen Provinz Vojvodina im Haus eines nahen Verwandten festgenommen. Mit einem rechtskräftigen Urteil in seinem Fall wird Ende 2016 gerechnet. Im Karadzic-Prozess soll das Urteil ein Jahr früher gefällt werden. (APA, 19.5.2014)