Wien/Kiew - Der ukrainische Milliardär Dmitry Firtasch, der wegen eines US-Auslieferungsantrags in Wien festsitzt, lobt die österreichische Justiz. "Sie ist wirklich unabhängig", sagte Firtasch in einem am Freitagabend in der ZiB2 ausgestrahlten Interview. Den USA warf er vor, Druck auf Richter und Staatsanwälte auszuüben.

Die USA hätten wohl gedacht, dass sie in Österreich "mehr Einfluss" auf das Auslieferungsverfahren gegen ihn nehmen könnten, sagte Firtasch. "Ich sehe den Druck der amerikanischen Botschaft und der US-Organe auf den Richter und den Staatsanwalt mit dem Ziel, diese Fragen schneller zu lösen", betonte der am 12. März verhaftete und seit 21. März gegen eine Rekordkaution von 125 Millionen Euro freigelassene Oligarch.

"Völlig absurde" Vorwürfe

Die gegen ihn vorgebrachten Schmiergeldvorwürfe bezeichnete Firtasch als "völlig absurd". "Warum hätten wir für etwas zahlen sollen, was wir nicht bekommen haben", sagte er mit Blick auf den nicht zustande gekommenen Deal in Indien. Firtasch soll dort 18,5 Millionen Euro Schmiergeld gezahlt haben. Firtasch kritisierte weiters, dass in den USA schon seit dem Jahr 2006 gegen ihn ermittelt worden sei. Abgeschlossen habe man das Verfahren heuer. "In all diesen Jahren hab man mich nie gefragt. Offensichtlich braucht man meine Antworten gar nicht."

Gute Beziehung zu Raiffeisen

In dem Interview strich der Unternehmer auch seine guten Beziehungen mit der Raiffeisen Bank hervor, mit der er seit 15 Jahren zusammenarbeite. Sie sei eine "ausgezeichnete Bank". Österreich attestierte er "eine ausgezeichnete Gesetzgebung für Unternehmen im Ausland" sowie eine sehr gute Verkehrsanbindung. Von Wien könne man schnell sowohl nach London als auch in die Ukraine kommen.

Kritik übte der einflussreiche Unternehmer, der unter anderem den größten Medienkonzern des Landes kontrolliert, an der neuen Führung in Kiew. Diese würde "überhaupt keine ihrer Verpflichtungen" erfüllen. "Wir haben die Krim verloren, jetzt können wir noch den Osten verlieren", beklagte er. Die Ukraine müsse in einen Bundesstaat wie Österreich oder Deutschland umgewandelt werden, in dem die Regionen ihre eigenen Gouverneure wählen. "Die Menschen vor Ort wissen besser als das Zentrum, was die Regionen brauchen", sagte er. (APA, 17.5.2014)