Teheran - Niloofar, Studentin an der medizinischen Universität Ilam, ist empört. Grund dafür sind neuerliche Zugangsbeschränkungen für Frauen an Irans Unis. Sie sieht darin eine klare Diskriminierung. Man müsse ohnehin Prüfungen für den Zugang ablegen - "wenn diese die Eignung und das Talent bestätigen, sollte es keine weiteren Beschränkungen geben", fordert die Laborwissenschaftsstudentin. "Die Bedingungen müssen für alle gleich sein."

Der Uni-Zugang im Iran ist durch Aufnahmeprüfungen und teilweise durch Quoten geregelt. Einige Unis sehen für gewisse Fächer eine 50-50-Regelung für Männer und Frauen vor, außerdem gibt es eine umstrittene Quote, die Studienplätze für Angehörige von im Iran-Irak-Krieg Gefallenen reserviert. Im Nahostvergleich verfügte der Iran schon seit Jahren über einen hohen Anteil an Studentinnen. 2001 waren erstmals mehr Frauen als Männer an den Unis eingeschrieben.

Diese Entwicklung droht abzureißen. Seit einigen Wochen werden neue Beschränkungen für Frauen diskutiert. Zwar wurde schon bei früheren - offiziell von den Unis autonom eingeführten - Beschränkungen vermutet, dass sich die Regierung dafür starkmacht. Die Bestätigung lieferte nun der Gesundheitsminister, der im April ein "Ausbalancieren" der Geschlechter in den medizinischen Studien ankündigte.

Rigide Verbote für Frauen

Bereits vor zwei Jahren begann eine rigide Umsetzung von Zugangsverboten für Studentinnen - von 36 staatlichen Unis wurden Beschränkungen eingeführt, die Frauen den Zugang zu 77 verschiedenen Studiengängen sogar gänzlich verwehrten.

Mit 24 für Frauen unzugänglichen Studienrichtungen liegt die Mohaghegh Ardabili University an der Spitze. Die Bandbreite reicht von Geschichte über Businessmanagement bis hin zu technischen Studiengängen. Die Universität Teheran beschränkt sich auf zwei exklusiv für Männer reservierte Studien - Montanwissenschaften und Natural Resources Engineering.

Einheitliche Argumente für die Beschränkungen gibt es nicht. Von einem zu geringen Bedarf an weiblichen Fachkräften bis zu hohen Arbeitslosenquoten von Absolventinnen reichen die Begründungen der Unis. Menschenrechtsorganisationen und die Opposition reagieren empört, im konservativen Lager hört man Befürworter wie etwa den Bildungsbeauftragten Abolfazl Hassani, laut dem "gewisse Arbeitsfelder nicht zur Natur der Frauen passen".

Soziologin Nazanin Shahrokni von der University of California Berkeley vermutet, dass die iranische Regierung über die steigende Scheidungs- und die sinkende Geburtenrate besorgt ist: "Traditionelle Geschlechternormen ändern sich." Universitäten seien Orte, an denen der Staat glaube, diesen Wandel regulieren zu können. Haleh Esfandiari, Leiterin des "Middle East Programs" am Woodrow Wilson International Center, glaubt hingegen, dass die Beschränkungen "eine Angst vor gebildeten und starken Frauen widerspiegeln, die sich ihrer Rechte bewusst und über die Diskriminierungen frustriert sind". (Sara Mansour Fallah, DER STANDARD, 8.5.2014)