Für Konsumenten ist Telekommunikation derzeit die beste aller Welten. Alles wird täglich besser, schneller und vor allem billiger. Österreich gehört bereits zu den EU-Ländern mit den niedrigsten Handytarifen, dabei ist der Boden noch lange nicht erreicht.

Heute, Freitag, startet der erste heimische Diskont-Anbieter - ein Konzept das bereits in Dänemark oder England erfolgreich ist. Dabei könnte man schon jetzt zu Recht Telering als Diskonter bezeichnen, und die Tarife der anderen liegen (je nach Tarifpaket) auch in dieser Klasse.

Diese Situation wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern - Österreich hat bereits neun Mobilfunknetze (vier "herkömmliche" und fünf UMTS-Netze), was bedeutet: Es gibt enorme Überkapazitäten, die dank Innovationen weiter aufgebaut werden. Darum verkaufen die Betreiber lieber immer billiger als auf ihren teuer angeschafften Kapazitäten sitzen zu bleiben.

Natürlich gibt es in diesem Geiz-ist-geil-Klima weiterhin Beschwerden über zu hohe Kosten, wie beim internationalen Roaming (Handytelefonieren im Ausland), oder dass eine Familie heute ungleich mehr für Telekommunikation ausgibt als eine Familie vor 20 Jahren. Aber das hat jeder selbst in der Hand, und der Anstieg der Telekomkosten am Haushaltsbudget ist auch der Niederschlag der Kommunikationsgesellschaft im Geldbörsel.

Das Konsumentenparadies hat jedoch eine dunkle Seite, die wir nur ungern zur Kenntnis nehmen: den beinharten Verdrängungswettbewerb unter den Anbietern mit bekannten Folgen. Um ständig billiger verkaufen zu können, können Unternehmen nur drei Dinge tun: Erstens, die letzten Lücken ausnützen - das ist der Grund für die hohen Roaminggebühren, die das Einkommen der Telekoms in tourismusorientierten Ländern (viele Ausländer, die ihr Handy benutzen) auffettet; diese Länder haben bisher erfolgreich geringere Roamingtarife abgewehrt.

Zweitens, mehr vom selben zu verkaufen - quasi Supersize Me - damit unterm Strich bei sinkenden Gebühren weiteres Wachstum oder zumindest derselbe Umsatz erzielt wird. Das führt zu den bekannten Beschwerden über zu hohe Ausgaben trotz niedriger Gebühren.

Und drittens: Mitarbeiterabbau, weniger Service und eine graduelle Verschlechterung der Netze durch sparsamere Investitionspolitik. Der Mitarbeiterabbau ist virulent, wie das jüngste Beispiel von Tele2/UTA zeigt, oder zuvor einige Hundert verlorene Jobs bei T-Mobile, oder davor bei One. Die anderen Folgen sind schleichender - denn um neue Dienste auf den Markt zu bringen, braucht es auch ein Mindestmaß an Support (sonst können sie die Kunden nicht benutzen), aber dafür spart man bei dem, was eh schon jeder angeblich kann.

Bei den Innovationen ist das Tempo einstweilen kaum zu drosseln, weil sonst Konkurrenten die Nase vorn haben. Solange also Neuerungen, wie derzeit mobiles Breitbandinternet, die Branche bestimmen (und das wird noch auf viele Jahre so sein) ist die Qualität in den Ballungsräumen (wo am meisten zu verdienen ist) nicht gefährdet. Aber die Randlagen zahlen bereits jetzt die Rechnung, wie man am schleppenden Ausbau von Breitband am Land sieht.

Eine Differenzierung wie in anderen Branchen - etwa zwischen einem Skoda und einem Porsche - ist auf einem technisch reifen Telekommarkt auf Dauer kaum möglich: Eine Leitung ist eine Leitung ist eine Leitung, die Unterschiede sind so marginal, dass sie nur von einem winzigen Teil des Markts honoriert werden.

Der Staat betätigt sich bei dieser Entwicklung obendrein als Beschleuniger: Die EU denkt laut über ein Herunterregeln der Roaminggebühren nach, der heimische Regulator will die Verbindungsgebühren zwischen den Netzen nach unten nivellieren.

Konsumenten sollten darum ihre seltene Chance genießen, (Preis-)König zu sein. Klagen über schlechtes Service oder Jobabbau sind müßig - außer man ist freiwillig bereit, auf billigere Angebote zu verzichten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.4.2005)