Grenzüberschreitung
Perspektiven, die allerdings eine Art "kaleidoskopartige Gesamtgeschichte" ergeben, so Kunsthallen-Leiter Gerald Matt. Keine der vertretenen Künstlerinnen möchte als islamisch oder arabisch definiert werden, vielmehr haben fast alle die Erfahrung von geographischer wie auch mentaler und kultureller Grenzüberschreitung gemacht. Die Ausstellung setze sich kritisch mit Klischees, Projektionen und Zuschreibungen über Nationalität, Geschlecht oder Religion auseinander, so Matt.
Vernetzung
Dabei sei erfreulich, dass im Unterschied etwa zu den etablierten Vorreiterinnen Shirin Neshat und Mona Hatoum, die in den USA und London leben, jüngere Künstlerinnen heute auch immer besser vor Ort arbeiten können, sagte die Künstlerin Roza El-Hassan, die zusammen mit Matt die Schau kuratiert hat. Ein Umstand, der sich auch den verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten durch Internet und Video verdanke.
Detailliertes
Shirin Neshat ist mit "Passage" (2001) vertreten, einem kurzen Film, in dem die unterschiedlichen Rollen von Männern und Frauen bei einem Begräbnis gezeigt werden. Mona Hatoum hat in "Measures of Distance" (1988) ihre Mutter unter der Dusche unter anderem über ihr Verhältnis zu ihrem Körper und Sexualität interviewt und gefilmt, was auch als Auseinandersetzung mit dem in verschiedenen islamischen Gesellschaften herrschenden "Bilderverbot" zu sehen sei, so El-Hassan.
Die Türkin Gülsün Karamustafa gehört ebenfalls zur älteren Künstlerinnen-Generation, durfte aber wegen ihrer politischen Haltung in den 70er Jahren für 16 Jahre Istanbul nicht verlassen. Sie lässt in "Folding" ein kleines Mädchen einen Berg von typischerweise als Aussteuer fabrizierten Stick- und Häkeldecken falten. Die Ägypterin Amal Kenawy stickt in ihrer surreal-poetischen Arbeit "The Room" ihr eigenes Herz auf ihr Brautkleid.
Die in Frankreich geborene Algerierin Zineb Sedira interviewt ihre Mutter über ihre Vergangenheit im Algerienkrieg. Lara Baladi aus Beirut setzt sich in "Shish Kebab" ironisch mit ihrem eigenen durch einen Japan-Besuch ausgelösten Clash of Cultures auseinander. Und die in Wien lebende Tochter einer Ungarin und eines Syrers lässt, um selbst anonym bleiben zu können, ihre Familiengeschichte durch einen Mann erzählen, der sie repräsentiert.