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Die spanische Telefonica hat das Rennen um die tschechische Telefongesellschaft Cesky Telecom so gut wie gewonnen. Die tschechische Privatisierungskommission empfahl am Mittwochabend, Telefonica die Mehrheit an Cesky Telecom zu verkaufen. Der spanische Telekomkonzern habe 82,6 Mrd. Kronen (2,75 Mrd. Euro) für den Staatsanteil von 51,1 Prozent geboten, berichtete die Nachrichtenagentur CTK. Die tschechische Regierung hatte ursprünglich mit Angeboten in Höhe von rund 60 Mrd. Kronen gerechnet.

Misstrauensvotum

Die endgültige Entscheidung liegt nun bei der Regierung, was sich jedoch durch ein am Freitag drohendes Misstrauensvotum gegen das Kabinett verzögern könnte. Finanzminister Bohuslav Sobotka kündigte am Abend an, er werde seiner Regierung die Annahme des Angebots der Spanier empfehlen. Es bestehe eine gute Chance, dass die Regierung das Telefonica-Offert bei der nächsten Kabinettsitzung am 6. April akzeptieren werde, sagte Sobotka. Das Angebot liegt um 25,5 Prozent über dem Schlusskurs der Cesky-Telecom-Aktie am Mittwoch an der Börse in Prag. Die Swisscom hat bereits angekündigt, ihr Angebot nicht erhöhen zu wollen.

Belgacom, Swisscom sowie ein Konsortium aus den Beteiligungsgesellschaften Blackstone/CVC/Provident und der France Telecom hatten sich ebenfalls an der Auktion beteiligt. Die Swisscom hatte mit 79,2 Mrd. Kronen das zweithöchste Angebot gelegt, die Belgacom bot 67,5 Mrd. Kronen. Das Angebot der Konsortiums um die France Telecom habe nicht den Ausschreibungsbedingungen entsprochen und sei daher nicht berücksichtigt worden, hieß es.

Übernahmegesetz

Laut Medienberichten hatte das Konsortium den endgültigen Kaufpreis davon abhängig gemacht, wieviel die Minderheitsaktionäre für die restlichen Anteile bekommen würden. Der Käufer der Cesky Telecom ist verpflichtet, innerhalb von zwei Monaten ein Angebot für die restlichen 48,9 Prozent der Aktien vorzulegen. Das tschechische Übernahmegesetz legt fest, dass für das Paket mindestens 85 Prozent des Preises für das Mehrheitspaket gezahlt werden muss. Der Preis könne aus dem durchschnittlichen Aktienkurs der Vergangenheit und unabhängigen Bewertungen ermittelt werden.

Telefonica ist eines der führenden Telekom-Unternehmen im Spanisch und Portugiesisch sprechenden Teil der Welt mit rund 100 Millionen Kunden weltweit und fast 150.000 Beschäftigten. Die größten Eigentümer der Telefonica sind die Banken J.P. Morgan und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA). 2003 wies das Unternehmen einen Gewinn von 2,77 Mrd. Dollar (derzeit 2,14 Mrd. Euro) bei einem Umsatz von mehr als 36 Mrd. Dollar aus. Nach inoffiziellen Angaben waren gab es 2004 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn einen Anstieg.

Führender Festnetz-Anbieter

Cesky Telecom (CT) ist mit 3,37 Millionen Anschlüssen der führende Festnetz-Anbieter in Tschechien und mit der 100-Prozent-Tochter Eurotel auch Marktführer im Mobilfunkbereich. Die CT erzielte 2004 einen Nettogewinn von 5,6 Mrd. Kronen (186 Mio. Euro).

In den vergangenen fünf Jahren war die Privatisierung der CT bereits zwei mal gescheitert - zuletzt 2002, als ein Konsortium aus Deutscher Bank, der Blackston Group und TDC mit 1,82 Mrd. Euro das höchste Angebot gelegt hatte. Das Konsortium kam jedoch zu keiner Einigung mit dem Minderheitseigentümer TelSource, und die Regierung stoppte den Verkauf.(APA/dpa/sda)