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Wenn Manfred Kölly über Jörg Haider spricht, dann tut er es im Tonfall der Enttäuschung. Nicht, dass er das je aussprechen würde, da bisse er sich eher die Zunge ab, aber der Ton ist unüberhörbar, sodass, wenn Manfred Kölly über Jörg Haider spricht, es wie von selbst dem gleicht, was Uwe Scheuch "ganz klar" sagt oder Herbert Haupt "in aller Deutlichkeit": Er windet sich, wie so viele jener, die mit Jörg Haider groß geworden sind und nun, da der Alte alt zu werden anfängt, ein wenig orientierungslos in die Turbulenzen der parteiinternen Zeitläufte blicken.

"Haider hat die Partei groß gemacht", sagt also Manfred Kölly und fügt hinzu, "aber anscheinend ist ihm manches entglitten". Der Umstand etwa, dass viele Funktionäre an kaum einem Mikrofon vorbeikämen, ohne einen Sager zu deponieren, der besser in den Gremien gefallen wäre.

Darauf angesprochen, dass dies ja eine exakte Beschreibung von Jörg Haider sei, meint er lapidar: "Haider ist Haider, das ist sein Problem." Um dann doch zu ergänzen: "Oder unseres."

Genau so – quasi in aller Deutlichkeit – hat Manfred Kölly am Dienstagabend im FPÖ-Parteivorstand abgestimmt. Beim Antrag auf Parteiausschluss von Andreas Mölzer enthielt er sich – im Glauben, damit die nötige Zweidrittelmehrheit für den Ausschluss zu kippen – der Stimme. "Ich wollte, dass wir noch einmal und in aller Ruhe darüber reden." Nachdem die Parteijuristen seinem Stimmverhalten Ungültigkeit – und also dem Antrag Erfolg – bescheinigten, "muss ich das zur Kenntnis nehmen".

Manfred Köllys politischer Wiglwogl ist typisch für die FPÖ dieser Tage und vergleichbar der traurigen pubertären Erkenntnis, dass selbst der eigene Vater nur mit Wasser kocht. Kölly ist aus jener FP-Generation, die Haider auf die Karriereleiter gezogen hat. Ende der 80er Jahre spülte ihn die Erfolgswelle in den Gemeinderat der mittelburgenländischen Grenzgemeinde Deutschkreutz.

Vorerst als "Parteiunabhängiger", die zweite Periode bestritt er schon als Blauer und konnte sich so profilieren – unter anderem durch die Forderung nach einer Bürgerwehr gegen Grenzgänger-Kriminalität –, dass er 2002 zum Bürgermeister der SP-Gemeinde gewählt wurde. Parallel dazu stieg der Vater zweier Söhne in der Landeshierarchie. Im Vorjahr übernahm er den Klubobmann im Landtag, de facto teilt er sich den Parteivorsitz mit Johann Tschürtz, mit dem er die Wahlen im Herbst zu schlagen hat.

"Ich bin zielstrebig, karrierebewusst", sagt der Nebenerwerbswinzer. Eine weitere Bürgermeisterperiode in der Hauptstadt des Blaufränkischen steht im Plan. Sonst nichts. Es sei denn, schränkt er ein, "ich werde gerufen". Was dann sei? "Dann wird man darüber reden müssen." (Wolfgang Weisgram/DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2005)