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Wien – Gleich zu Beginn der Doppelconférence von Aktionsgemeinschaft (AG) und dem Liberalen StudentenInnenforum (LSF) am Mittwoch stellt die 21-jährige AG-Spitzenkandidatin Bernadette Gruber klar: "Unsere Arbeit liegt bei den Studenten, nicht in der Politik." Deshalb sei der offene Hochschulzugang ohne Studiengebühren zwar wünschenswert, aber "illusorisch".

Wichtig ist der Landwirtschaftsstudentin, die Debatte "nicht zu verschlafen" und am Prozess mitzumischen. Außerdem möchte die Steirerin Mängel des Bologna-Prozess aufzeigen, damit Bakkalaureatstudien keine arbeitslosen Absolventen produzieren. Heftige Kritik übt Gruber an der grün-roten ÖH-Führung, die "sich durch ihr populistisches Auftreten – siehe Tortung in 2004 – selbst schadet". Im Gegensatz dazu müsse sich die ÖH "an die Autonomie anpassen", um ein "handlungsfähiger, erster Ansprechpartner in der Bildungspolitik" zu werden. Erreichen will das die AG durch Wählerstimmen an 15 Unis. Eine Enquete mit Rektoren, dem Ministerium und der ÖH könnte eine neue Vertrauensbasis schaffen. "Wir sind alle für den Weltfrieden", so Gruber.

"Vor allem schnell soll es gehen", scherzt der LSF- Spitzenkandidat Martin Ehrenhauser (26), bevor er zu seiner Präsentation ansetzt. Seit zwei Jahren studiert der gelernte Koch Politikwissenschaften in Innsbruck und Linz, wo er kürzlich auch seinen MBA in Tourismus abgeschlossen hat. Mit seinen Themen will Ehrenhauser eine "liberale und innovative Debatte" anregen. Wichtig sind ihm hierbei die Umgestaltung der ÖH zu einem politisch unabhängigen Verein, um "wieder politikverdrossene Studierende anzusprechen", sowie die Erweiterung der ÖH-Mitgliedschaft durch eine Austrittsklausel und die Forderung nach einem ganzjährigen Unibetrieb, der eine freie Ferieneinteilung zulässt.

"Engpässe bei Praktika könnten so vermieden werden", behauptet der Linzer. "Vier Quartale ermöglichen eine individuelle Studiendauer." Außerdem will sich der 26- Jährige für ein Studentendarlehen von maximal 500 Euro pro Monat mit einem staatlich gestützten Zins stark machen.

Dass das LSF – das an mindestens zehn Unis antreten wird – vom Lex RFS (Einzug durch Listenverbände in die ÖH-Bundesvertretung) profitieren könnte, sieht man bei den Liberalen zweischneidig. "Ich will klar Stimmen dazugewinnen", ist Ehrenhauser optimistisch. Der scheidende Vorsitzende Florian Schweitzer ergänzt: "Aber ein undemokratisches Wahlsystem ist nie wünschenswert." (Bettina Reicher, Georg Horvath, DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2005)