Der Hängesessel - die Hängematte der Stadtwohnung

Foto: chico
Zugegeben, es war kein Sprung ins eiskalte Wasser. Als Elisabeth Rohrmoser im September 2004 den ersten Hängematten-Spezialshop Wiens in der Siebensterngasse eröffnete, war das Produkt bereits bestens absatzerprobt. Neben zwei eigenen Verkaufsstellen im Salzburger Land (Eugendorf, Kuchl) haben sie ihre nach brasilianischem Vorbild, aber zur Gänze im Mühlviertel hergestellten Hängematten bisher auch über Möbelgeschäfte und Eine-Welt-Läden vertrieben und auf Messen verkauft.

Der hohe Absatz auf Messen und Firmenausstellungen in Wien – ein Drittel der Gesamteinnahmen – war für das Mühlviertler 26-MitarbeiterInnen-Unternehmen denn auch ein Grund, es mit einem eigenen Verkaufsshop in Wien zu versuchen.

Alles aus dem Mühlviertel

Die Produktpalette umfasst neben herkömmlichen Ein-Personen-Matten auch Hängesitze, Gestelle, Ersatzteile für Aufhängevorrichtungen, Babyhängematten und Zwei-Personen-Hängematten, und zusätzlich allerlei Mühlviertler Handwerksprodukte wie gedrechselte Holzschüsseln, Kirschkern-Wärmeflaschen, Auf die Frage, warum sie das Risiko gewagt hätte, einen eigenen Hängematten-Shop zu eröffnen, anstatt den Vertrieb ohnehin stark frequentierter Ketten wie Leiner und Möbel zu überlassen, meint Rohrmoser: „Die Möbelketten haben zwar teilweise auch unsere Hängematten, aber nur in einer begrenzten Auswahl. Bei uns gibt es mehr Vielfalt zum selben Preis.“

Familienbetrieb

Die Handelswissenschafterin hätte nach ihrem Abschluss an der WU Wien auch ganz andere Wege einschlagen können. Sie hat sich für die Geschäftsleitung in der Handelsfiliale einer Mühlviertler KMU entschieden. Warum? „Ich kenne den Betrieb schon lange, und wusste, was auf mich zukommt“, so Rohrmoser. Denn vor knapp 25 Jahren wurde die Chico-Produktion von einem gewissen Franz Rohrmoser gegründet – ihrem Onkel. Seither war die Durchlässigkeit zwischen Familie und Betrieb konstant hoch. Leitungsstellen würden vorrangig mit Familienmitgliedern besetzt, „weil es da ein größeres Vertrauen gibt“, sagt Rohrmoser, ohne dabei nicht auch an die Nachteile zu denken: Wer der Familientradition verpflichtet sei, „tut sich manchmal schwerer damit, neue Ideen zu akzeptieren“.

Spittelberg-Händler

Als kleines Geschäft in der Siebensterngasse liegt der Konsum-Koloss Mariahilfer Straße in direkter Nähe. Spült dieser auch ab und zu ein paar Kundenwellen in die Nachbarschaft, oder wirkt sich der Anziehungseffekt Wiens größter Einkaufsstraße eher negativ auf die unmittelbare Umgebung aus? Rohrmoser ist zufrieden: „Das Weihnachtsgeschäft ist wirklich gut gelaufen.“ Nun sei sie auch im Gespräch mit einer gerade im Entstehen begriffenen Einkaufsgemeinschaft der Händler am Spittelberg. Bereits geplant: Ein Straßenfest – mit Hängematteninsel. (mas)