Grafik: DER STANDARD
Wien - Seit 235 Jahren haben die Häuser in Wien Nummern. Eine Garantie, mit Straßenname und Hausnummer zur gewünschten Adresse zu kommen ist das aber nicht. Selbst Navigationssysteme kapitulieren in manchen Fällen vor den Mysterien des Stadtraums.

Ein Beispiel ist die Salmgasse im dritten Bezirk. Bekommt man als Adressangabe die Nummer 2, bekommt man möglicherweise auch Probleme. Denn diese Nummer gibt es gleich fünfmal. Die Verwirrung beginnt bereits knapp vor der Einmündung in die Rasumofskygasse (siehe Grafik). Dort tragen sowohl ein gelber Prachtbau, in dem das Architekturbüro Marschalek untergebracht ist, als auch ein kleinerer Zubau rechts daneben diese Nummer. Noch komplizierter wird es, da die Salmgasse noch einen dritten Teil hat, der aber eine abgetrennte Sackgasse ist. Dort finden sich dann die Häuser mit den Nummern 2a, 2b/I sowie 2b/II.

Schwierigkeiten

Eine derartige Nummerninflation schafft naturgemäß Schwierigkeiten. "Es kommt immer wieder vor, das Kunden bei uns anrufen und das Büro nicht finden", schildert man bei Architekt Marschalek. "Vor allem scheint es so zu sein, dass Autofahrer, die in ihr GPS-System die Salmgasse 2 eingeben, vom Computer automatisch zu 2a dirigiert werden." Auch bei der Post hat man mit Widrigkeiten ungenauer Adressierung zu kämpfen. "Der reguläre Zusteller weiß zwar, wer wo wohnt, aber problematisch ist es mit Aushilfen", weiß man in der Zustellabteilung des Postamtes in der nahe gelegenen Maria-Eis-Gasse.

Im Rathaus kennt man die an mehreren Stellen der Stadt auftretende Problematik. Sie sei aber historisch gewachsen und schwer zu beheben. "Einerseits gab es Parzellierungen, andererseits wurde nach dem Krieg aus einem zerstörten Haus manchmal zwei neue", meint ein Sprecher. "Um nicht alle Häuser der Straße neu nummerieren zu müssen, hat man dann die ,a' und ,b'-Schilder verwendet." (DER STANDARD – Printausgabe, 29.03.2005)