Dementsprechend begegnen wir dem Helden in einer Serie von Rückblenden, die besagte Übungsinterviews einleiten, zunächst in seiner Jugend: Als Sohn eines gestrengen Geistlichen (John Lithgow), der einen unerbittlichen Kampf gegen jedwede Form des Genusses und somit auch gegen fleischliche Begierden führt, wächst Alfred Charles Kinsey, Jahrgang 1894, am Lande auf. Er entflieht der Enge des väterlichen Haushalts an die Universität und wird dort im Laufe der Jahre zuerst einmal eine Koryphäe auf dem Gebiet der Erforschung der Gallwespe.
Nutty Professor
Weil sich hier alles aus der Biografie ableitet, ist auch Kinseys langsame Hinwendung zum Studium des Sexualverhaltens seiner eigenen Artgenossen mit persönlichen Erfahrungen verknüpft: Der als eine Art von Nutty Professor dargestellte Zoologe (Liam Neeson) heiratet nämlich und muss bald feststellen, dass ein glücklich vollzogener Geschlechtsverkehr nicht unbedingt "natürlich" ist.
Kinseys Forscherdrang ist geweckt. Und seine Bereitschaft, Rat suchenden Studierenden bei einschlägigen Problemen mit Auskünften behilflich zu sein, führt dazu, dass ihm der fortschrittliche Dekan seiner Universität einen Kursus einrichtet. Dieser erste öffentliche Schritt aus einer tabuisierten Zone zieht jene umfänglichen empirischen Erhebungen nach sich, die die Basis für Kinseys Aufsehen erregende Publikationen bilden: Das sexuelle Verhalten des Mannes und Das sexuelle Verhalten der Frau.