Eine Raffinerie als Symbol für Macht- und Profitgier der globalisierten Wirtschaft - die Bregenzer Festspiele inszenieren auf dem Bodensee Verdis "Troubadour".

Foto: Bregenzer Festspiele/Moma
Bregenz - Die Bregenzer Seebühne wird zur Raffinerie. Bühnenbildner Paul Steinberg und Regisseur Robert Carsen versetzen Verdis Troubadour aus dem Mittelalter in die Jetztzeit. Graf Luna und Rebell Manrico werden kämpfen.

Die Verdi-Oper handle nicht nur von romantischer Liebe und tödlicher Leidenschaft, begründen die Künstler das industrielle Umfeld. "Im Troubadour geht es um Macht, um Reichtum und um Rache", sagt Bühnenbildner Paul Steinberg, "und was versinnbildlicht das rücksichtslose Streben nach Macht in der heutigen Zeit besser als das Erdöl?" Die Raffinerie verkörpere "eine Festung der Industriegesellschaft und ihrer kostbarsten Ressource".

Beim Grundriss für die Festung haben die Bühnenbauer durchaus Anleihen bei mittelalterlichen Burgherren genommen. Intendant David Pountney: "Wenn man sich heutige Industriestrukturen mit all ihren Röhren, Treppen und Kaminen ansieht, dann erkennt man, dass zwischen diesen industriellen Bauwerken und den Formen einer klassischen Burg eine offensichtliche Verbindung besteht." Anstelle von Wehrtürmen verteidigen vier 15 Meter hohe Silos die Bühne. Die Zugbrücke wird durch die 17 Meter hohe "Bridge" ersetzt.

Noch gleicht das Festspielareal einer Industriebaustelle. Rund 700 Tonnen Stahl und Holz werden verbaut, elf Firmen aus ganz Europa unterstützen die Festspielmannschaft. An Planung und Bau sind rund 200 Fachkräfte beteiligt. Premiere ist am 21. Juli, dann folgen bis 21. August 25 Seeaufführungen. (jub/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27./28.03.2005)