Was der Porr-Chef (Bild) von Strabag, Raiffeisen und Siemens hält, verrät er im STANDARD-Interview

Foto: Standard/Robert Newald
Standard : Die Porr wurde mit einem Preis von 59 Mio. Euro beim Klagenfurter EM-Stadion einstimmig zum Best- und Billigstbieter gekürt. Alle unterlegenen Baufirmen beeinspruchten die Entscheidung. Warum wird hier so erbittert um ein, wie es Strabag-Chef Hans-Peter Haselsteiner formulierte, Provinzstadium gekämpft?

Pöchhacker: Die Porr hat ein hervorragendes und preisgünstiges Angebot abgegeben. In jedem vergleichbaren Fall wäre es längst zur Vergabe gekommen. Offenbar gibt es über das Projekt hinaus gehende andere Interessen, die ich nicht kenne.

Standard: Kann das Stadion aus heutiger Sicht trotz der einstweiligen Verfügung bis zum Frühling 2007 fertig werden?

Pöchhacker: Selbstverständlich. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir in einem Rechtsstaat leben und daher zeitgerecht eine sachliche Entscheidung fallen wird.

Standard: Die Strabag spricht von Manipulation bei der Vergabe, die deutsche Firma Max Bögl, deren Angebot mit über 80 Mio. Euro am teuersten war, sagt, Sie hätten zu billig angeboten.

Pöchhacker: Der Vorwurf der Manipulation ist nicht nur völlig ungerechtfertigt, er hat mich auch getroffen. Unsere Anwälte überlegen noch allfällige Maßnahmen. Der Vorwurf des Unterpreises ist lächerlich, denn der Preis ist schließlich auch ein Resultat der Projektintelligenz. Bemerkenswert ist, dass sich die, die am lautesten Unterpreis schrien, nach Veröffentlichung der Angebote in der Kärntner Woche, auf unserem Preis eingependelt haben.

Standard: Die Strabag klagt Architekt Hermann Eisenköck auf 22 Millionen Euro, weil er, wie er sagte, von der Strabag unter Druck gesetzt wurde, deren Projekt zu unterstützen, was sagen Sie dazu?

Pöchhacker: Ich halte von solchen Einschüchterungsversuchen nichts.

Standard: Gibt es Anzeichen, dass die Strabag - rechtswidrig - Ihre Ausschreibungsunterlagen hatte?

Pöchhacker: Es gibt viele Indizien, eine diesbezügliche Beweisführung ist nicht Sache der Porr.

Standard: Warum kämpft die Strabag bei diesem Projekt so erbittert mit Klagen und Einsprüchen?

Pöchhacker: Das müssen Sie Herrn Haselsteiner fragen.

Standard: Warum hat sich Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider Ihrer Meinung nach so massiv für die Vergabe an die Strabag stark gemacht? Ihnen hat er vorgeworfen, die Kärntner ÖVP finanziert zu haben.

Pöchhacker: Eine derart massive Einmischung der Politik ist neu. Die Vergabeentscheidungen für die Stadien Salzburg und Innsbruck liefen von der Politik völlig unbeeinflusst ab. Auftragsvergaben, die an Parteispenden gebunden sind, haben mich nie interessiert.

Standard: Sie sind seit 44 Jahren im Baugeschäft, ist diese Vergabeschlacht üblich?

Pöchhacker: Auch in meiner sehr langen Laufbahn ist diese Vergabeschlacht ein negativer Höhepunkt.

Standard: Kritik gab es auch an der Art der Ausschreibung, bei der die Planung und die Bauausführung zusammengefasst wurden. Ihre Meinung dazu?

Pöchhacker: Die Porr ist ein kompetenter Projektentwickler, daher wissen wir, dass der Bauherr das bestmögliche Produkt erhält, wenn Baufirma und Architekt von Beginn an zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit ist ein Optimierungsprozess zugunsten der Kunden. Wer sich gegen das Modell ausspricht, hat entweder nicht die Zufriedenheit der Kunden im Auge oder zu wenig Kompetenz.

Standard: Sie kennen die beiden Strabag-Eigentümer Haselsteiner und Raiffeisen-Boss Christian Konrad sowie deren Projektpartner, Siemens-Chef Albert Hochleitner, seit vielen Jahren. Wie ist Ihr Verhältnis derzeit?

Pöchhacker : Die Strabag ist einer unserer größten Konkurrenten, der immer öfter zur Kenntnis nehmen muss, dass die Porr besser ist. Die Raiffeisen-Gruppe und der Siemens-Konzern sind wichtige und stets faire Geschäftspartner. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.3.2005)