Foto: RTL II
Gewöhnlich assoziiert man mit RTL 2 eher nackte Brüste im Containerdorf als das nackte Grauen des Zweiten Weltkriegs. Ausgerechnet ab dem Karfreitag aber darf sich der nervlich geeichte wie geneigte Seher mit einer Passionsgeschichte der besonders blutrünstigen Art auseinander setzen.

Eine der teuersten Miniserien aller Zeiten

Die deutsche Erstausstrahlung des seit 2002 auf DVD erhältlichen Videotheken-Renners "Band of Brothers – Wir waren wie Brüder" schildert die Geschichte einer US-amerikanischen Fallschirmjägereinheit in den Jahren 1942 bis 1945. Drei Jahre nach dem Kinoerfolg von "Saving Private Ryan" brachten Regisseur Steven Spielberg und sein Lieblingsschauspieler Tom Hanks, dieses Mal beide in der Rolle als Produzenten, 2001 eine der teuersten Miniserien aller Zeiten ins US-Pay-TV.

120 Millionen Dollar, sechs Drehbuchautoren, acht Regisseure (darunter auch Tom Hanks), dutzende für Tempo wie inszenierte Wahrhaftigkeit stehende Handwackelkameras und abgesehen von Bomben und Granaten bis zu 14.000 Platzpatronen pro Drehtag wurden verschossen, um zehn einstündige Folgen lang den Krieg so authentisch wie für Steven Spielberg möglich nachzustellen.

Schicksale von 147 Männern

Die Geschichte basiert auf den authentischen Schicksalen der 147 Männer der Fünften Kompanie eines US-Luftlande-Regiments. Wir erleben deren entbehrungsreiche Ausbildung in einem "Boot Camp" in Georgia (inklusive klischeeverdächtig sadistischem Drill Sergeant) ebenso wie mit ihnen den traumatischen wie verlustreichen D-Day in der Normandie, die Schlacht in die Ardennen, die Befreiung des Konzentrationslagers Dachau und schließlich das Kriegsende auf dem Obersalzberg. Die so genannte "Easy Company" war als Eliteeinheit tatsächlich an einigen der zentralen Schauplätze des Kriegs zu finden.

Großer amerikanischer Geschichtskitsch

Und obwohl Steven Spielberg und Tom Hanks kein überzogenes Heldenepos schaffen wollten, sondern einen wahrhaftigen Kriegsfilm mit richtigen Menschen, die traurige Tode sterben oder eben mit Glück, aber beschädigt überleben, wird von Folge zu Folge klarer, dass hier, unterlegt von pathos-getränktem Orchesterschmelz, einmal mehr großer amerikanischer Geschichtskitsch entstanden ist. Spielberg und Hanks erliegen den geheimen Verlockungen des Krieges, der gemeinsamen Freude an männlicher Kameraderie wie reiner Zerstörungslust und einem fatalen Hang zum die Welt rettenden Patriotismus.

Endlos rasende Kampfhandlungsfahrten der Kamera werden mit ikonenhaften Zeitlupenstudien unserer Helden gegengeschnitten, der Tod kennt viele Gesichter. Krieg als letztes großes Spektakel. In den USA wurde der Film wie folgt beworben: "There was a time when the world asked ordinary men to do extraordinary things." (Christian Schachinger/DER STANDARD, Printausgabe, 25.3.2005)