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Mobilkom-Chef Nemsic

Foto: Archiv
Die Mobilkom Austria erwartet leicht höhere Gewinne im heurigen Jahr. Obwohl die Mobilfunktochter der Telekom Austria (TA) 2005 weitere Tarifsenkungen nicht ausschließt, geht Mobilkom-Chef Boris Nemsic heuer von einem stabilen Wachstum am Österreichischen Markt aus. Das Wachstum in Slowenien, Kroatien und Liechtenstein soll etwas geringer ausfallen. Die heuer geringeren Abschreibungskosten, die im Vorjahr um 10 Prozent gestiegen waren, sollen aber 2005 eine Ergebnisverbesserung sicherstellen, erklärte Finanzchef Alfred Gattringer am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz der Mobilkom.

Übernahme der MobilTel

Der Übernahme der bulgarischen MobilTel ist die Mobilkom unterdessen wieder einen Schritt näher gerückt. Wie bereits im Vorjahr vereinbart, hat die TA heute, Montag, für 80 Mio. Euro eine Kaufoption für den größten bulgarischen Mobilfunkbetreiber erworben, erklärte Mobilkom-Chef Boris Nemsic. Ein Team der TA-Mobilfunktocher ist demnach bereits in Bulgarien vor Ort. Die Mobilkom will die Übernahme "so schnell wie möglich" - spätestens bis zum vierten Quartal dieses Jahres abschließen.

"Viel Geld"

In Summe zahlt die TA nach der Option für die MobilTel 1,6 Mrd. Euro - "viel Geld", wie Nemsic am Dienstag eingestand. Der "Multiple" sei mit dem fünffachen des operativen Gewinns (EBITDA) aber "durchaus angebracht". Der Preis sei von der "Financial Community" und den Investmentbanken ausgiebig geprüft worden. Andere Unternehmen hätten für Zukäufe in der Region das sieben- bis achtfache des Gewinns bezahlt.

Dass die früheren Eigentümer rund um den österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff, den Industriellen und früheren ÖVP-Obmann Josef Taus und Berater Herbert Cordt angeblich 2002 nur 565 Mio. Euro. für das Unternehmen gezahlt haben sollen, wollte Nemsic nicht kommentieren. Der Betrag erscheine im aber zu niedrige gegriffen. Die Profitabilität der MobilTel sei "exzellent". Die Wirtschaftlichkeitsprüfung (Due Dilligence) durch die Telekom soll, wie geplant, im April abgeschlossen werden.

Einkaufstour

Zukaufen will die Mobilkom weiterhin auch in Bosnien und Serbien. In Serbien sieht sich die Mobilkom nach wie vor in einer "guten Verhandlungsposition" um die dortige Mobtel. Der private Mobtel-Teilhaber habe zwar einen Vorvertrag mit einem anderen Interessenten, der russischen Alpha Group, unterzeichnet, Kaufvertrag sei das aber noch keiner, glaubt Nemsic.

Die Mobilkom verhandle jedenfalls nach wie vor sowohl mit dem privaten Teilhaber, als auch mit dem Staat. Ziel der Mobilkom sei eine 100-prozentige Übernahme. Zahlen würde die Mobilkom für die Mobtel laut Nemsic das vier- bis sechsfache des Gewinns. Im Rennen ist neben Mobilkom und Alpha auch noch eine Investorengruppe rund um Geschäftsmann Martin Schlaff. Absprachen mit Schlaff in Zusammenhang mit dem MobilTel-Deal in Bulgarien gebe es derzeit nicht, betont man in der Mobilkom.

Kunden

In den neuen Zielmärkten hofft die Mobilkom auf starke Kundengewinne. In den bestehenden Beteiligungsländern muss die Telekom-Tochter dagegen bereits auf qualitatives Kundenwachstum, das heißt auf höhere Kundenumsätze setzen.

In Kroatien hat die Mobilkom mit ihrer Tochter VIPnet zwar 2004 noch einen 8-prozentigen Kundenzuwachs auf 1,3 Mio. erzielt, der Marktanteil ging aber auf Grund einer Marketingoffensive des bisher einzigen Mitbewerbers T-Mobile um 2 Prozentpunkte auf 46 Prozent zurück. Der Kroatien-Umsatz stieg dagegen um 10 Prozent auf 375 Mio. Euro, der Betriebsgewinn (EBIT) um 2,1 Prozent auf 68 Mio. Euro.

In Slowenien hat die Mobilkom mit der Tochter si.mobil mit einem EBIT von 0,1 Mio. Euro im Vorjahr den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Der Umsatz stieg um 7,3 Prozent auf 87,8 Mio. Euro. Die Kundenzahlen sind in Slowenien um Vorjahr nur noch 0,5 Prozent auf 363.000 gestiegen.

Nur in Liechtenstein hat die Mobilkom ihre Kundenzahlen zuletzt kräftig um 40 Prozent auf 3.500 Telefonierer gesteigert. Bei einem fürstlichen Umsatz von 80 Euro je Kunde, begrüße man dort jeden Kunden einzeln, betonte Nemsic.

140 Mio. Euro für 200.000 neue Kunden 2004

Die Mobilkom Austria hat im Vorjahr in Summe rund 140 Mio. Euro dafür ausgegeben, um neue Kunden zu gewinnen und bestehende Kunden zu halten. Insgesamt hat die Mobilkom damit ihre Kundenzahl in Österreich im Vorjahr um 3,5 Prozent auf 3,274 Millionen erhöhen können. Für jeden Neukunden hat das Unternehmen laut Vorstand 110,6 Euro ausgegeben. Der österreichische Marktanteil konnte damit bei 41 Prozent "stabil" gehalten werden, erklärte Marketing-Chef Hannes Ametsreiter am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz.

"Die Hoffnung stirbt nie. Dass die Kosten aber signifikant sinken werden, ist unrealistisch."

Auch heuer rechnet Ametsreiter mit hohen Ausgaben zur Anwerbung von heimischen Neukunden: "Die Hoffnung stirbt nie. Dass die Kosten aber signifikant sinken werden, ist unrealistisch." Mobilkom-Chef Borus Nemsic schließt im Gegenteil weitere Tarifsenkungen nicht aus, zumal dies nicht allein durch das eigene Unternehmen bestimmt würde, sondern vielmehr dadurch, was die überzähligen Mitbewerber tun würden.

"Den sieben Mitbewerbern fällt immer etwas neues ein. Interessanterweise gehen die Preise immer nach unten", meinte Nemsic. Der Mobilkom-Chef warnte allerdings davor, dass der Preiskampf nicht nur auf Investitionen drücke, sondern auch zu Mitarbeiterabbau führen würde. Die operative Gewinnmarge sei mit 37 Prozent in Österreich schon relativ niedrig.

20 Mitarbeiter abgebaut

Im Vorjahr hat die Mobilkom in Österreich 20 Mitarbeiter abgebaut. Prognosen für heuer wollte das Unternehmen nicht abgeben. Die Investitionen in den Netzausbau sollen aber fortgesetzt werden. Bis Jahresmitte, bekräftige Nemsic, sollen 95 Prozent der österreichischen Bevölkerung mit UMTS bzw. zumindest mit der günstigeren Alternativtechnologie Edge versorgt werden. (APA)