Foto: ATVplus
Welchen Österreicher überrascht, wenn ein beleibter Wiener philosophische Texte in einen Dienstford der Magistratsabteilung 48 spricht?

"Menschlich gesehen ist das eine Schweinerei", sagt er, und "menschlich gesehen ist das ein Bosheitsakt." Der Wiener vor dem Auto hat seinen BMW in der Ladezone vor seinem Geschäft geparkt, der Herr von der MA 48 ließ den Wagen - "auf nach Alcatraz" - abschleppen. Der BMW ist definitiv kein Lastfahrzeug. Der Geschäftsmann weiß jetzt, "warum wir Kriege führen: diese Aggression!".

ATV+ hat "Spiegel-TV" eingeladen, dem Privatsender Reportagen zuzuliefern. Dienstag Abend eröffnet die Folge "Autokrieg - von Falschparkern, Nörglern und Abschleppfahrern" die erste Staffel. Bis Ende Juni erwarten das - um 22 Uhr nach "Tausche Familie" potenziell zahlreichere - Publikum zum Beispiel noch "Partnersuche - der Markt der einsamen Herzen", "Die Fahrschule", Reportagen über Lebensmittelkontrollore, die Polizei in Graz, die Geburtsstation im Wiener AKH oder die Besamungsstation für Rinder in Ried im Innkreis.

Die Hälfte der Reportagen gestalten Journalisten von "Spiegel-TV", die andere Kollegen aus Österreich, wo auch die Sprecher rekrutiert wurden. Die Offstimme von "Autokrieg" bemüht sich vielleicht ein Stück zu sehr um den entspannten Erzählton des hanseatischen Originals.

In Deutschland müssen Privatsender unabhängigen Produzenten Sendezeit einräumen, daraus entstand etwa "Spiegel-TV". ATV+ engagierte die Hamburger freiwillig. Aber wohl auch, um das Sehnen von Gesellschaftern wie der Bawag nach etwas mehr als Lugner und Familientausch zu mildern.

Folge 1 kann auch überraschen: So verständnisvolle Parksheriffs wie hier sieht man im Alltag selten. Und der Herr von der MA 48 sagt: "Man muss schon ein bisschen mit Herz auch dabei sein." (fid/DER STANDARD, Printausgabe, 29.3.2005)