Während seiner vierjährigen Amtszeit als Vizeverteidigungsminister sollte sich Paul Wolfowitz daran gewöhnt haben, im Kreuzfeuer der Kritik zu stehen. Als Chefarchitekt der Invasion des Irak - er hatte sich bereits viele Jahre vor dem Einmarsch der US-Truppen für den Sturz von Saddam Hussein ausgesprochen - waren seine Aussagen oft Mittelpunkt heftiger Kontroversen. Der 61-jährige Politikwissenschafter und Diplomat trat Kritikern immer mit leiser Stimme und mit eindringlichen, manchmal brillant formulierten Argumenten entgegen.

Seine Nominierung zum Chef der Weltbank durch Präsident George W. Bush sieht er als "logische Folge" seines langjährigen Zieles, Menschenrechte und politische Freiheit in der ganzen Welt zu verbreiten.

Der als "Falke" bekannte Anführer der Neokonservativen im Pentagon ist allerdings nicht leicht als ausschließlich rechtsreaktionärer Politiker einzustufen: Als Teenager nahm er 1963 an einem Bürgerrechtsmarsch nach Washington teil. Jetzt sagt er, er sei, was soziale Probleme betreffe, noch immer ein "bleeding heart". Sein leidenschaftlicher Optimismus wurde ihm jedoch manchmal auch zum Verhängnis, insbesondere, als er angesichts zwielichtiger Gestalten wie dem Exiliraker Ahmed Chalabi und dessen fragwürdigen Informationen über den Irak offenbar Scheuklappen aufsetzte.

Paul Dundes Wolfowitz wurde im Dezember 1943 in Brooklyn als Sohn eines nach dem Ersten Weltkrieg auf Polen eingewanderten jüdischen Mathematikprofessor geboren (ein Großteil seiner Familie kam im Holocaust um). Der Vater lehrte später an der angesehenen Cornell University, wo auch sein Sohn Paul das Studium der Mathematik und der Chemie absolvierte. Seine Begründung, in die Politik einzusteigen, war, "dass ich glaubte, ich würde mithelfen können, einen Atomkrieg zu verhindern".

1966 trat Paul Wolfowitz seinen ersten Regierungsposten im US-Budgetbüro an, und diente später unter Ronald Reagan, unter anderem auch als Botschafter in Indonesien, und unter George Bush, dem Älteren, als Leiter der politischen Abteilung im Pentagon. 1991 organisierte er die Finanzierung des Golfkrieges durch Alliierte der USA. In den 90er-Jahren leitete er die prestigereiche Paul H. Nitze School of Advanced International Studies an der Johns Hopkins University, bevor er von George W. Bush wieder ins Pentagon berufen wurde.

Der von Freunden als "Wolfie" und von Feinden als "Wolf im Wolfspelz" bezeichnete Wolfowitz kann sich in insgesamt sechs Sprachen verständigen. Sein Hobby sind Bücher und Reliquien des amerikanischen Bürgerkriegs.

Wolfowitz, der Vater von drei Kindern ist, lebt derzeit in der Nähe von Washington in Maryland. (Susi Schneider, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.3.2005)