Foto: derStandard.at/Sonja Moser
Wenn der Begriff Mitleid im Zusammenhang mit Fernsehen auftaucht, weist er meist Richtung Sehergemeinde. Von wegen Zwangsgebühren, Arabella-Kiesbauer-Überdosis, Musikfernsehen ohne Musik, Container-TV oder ewige Wiederholungen.

Am Mittwochabend verspürte der Tagebuchschreiber erstmals Mitleid mit einem Fernsehsender. Mit dem Wiener Stadtsender Puls TV. Dort wurde einem drastisch vor Augen geführt, was passiert, wenn man Leute beschäftigt, deren Qualifikation fürs Fernsehen nicht weiter geht als der schiere Wunsch, in diesem zu sein. Von wegen Ruhm, Anerkennung und anderen Eitelkeiten.

Zuerst präsentierte Manuela "Meine große Leidenschaft ist Reden" Raidl, mit einer Gestik, die Vielfliegern von Stewardessen beim Beschreiben der Notausgänge her bekannt ist, so genannte Nachrichten.

Im Anschluss lud Norbert Oberhauser in die VIP-Lounge. In dieser Sendung begrüßte er die Sängerin Zeebee, die einem bald Leid tat. Denn Oberhauser führte das Gespräch mit dem Charme eines Fitnesstrainers, fand jeden seiner Sätze so lustig, dass er nicht umhin kam, dies mit einem gackernden Lachen zu belegen, und schwafelte mit dem Tiefgang eines Sommerregenlackerls auf heißem Asphalt an allen möglich gewesenen Themen konsequent vorbei. Dafür nötigte er den Sehern jedoch seine Playstation-Leidenschaft auf. Danke.

Gibt es nicht so etwas wie eine Gehschule für Fernsehsender? Diese ungelenken Gehversuche vor Publikum - nicht zum Anschauen. Armes Puls TV. (flu/DER STANDARD, Printausgabe, 18.3.2005)