Ruft man das Wort "Privatsphäre" in den nackigen Raum, antwortet ein kluges Echo "Paravent". In Zeiten nonterritorialer Arbeitsplätze und einer fortschreitenden Verschmelzung der einzelnen Wohnbereiche erfüllen Paravents und Raumteiler diesen Wunsch auf unkomplizierte Weise - und setzen obendrein allerlei Akzente in den Raum. Nicht nur in Großraumbüros, sondern auch in Wohnzimmern oder Schlafräumen. Der flexible Raumteiler hat sich gemausert und ist in Sachen Angebot in die Breite gewandert.

Foto: Vitra

Nehmen wir zum Beispiel das ultraorganisch gestaltete System "Algue" von Vitra, entworfen von Ronan und Erwan Bouroullec, die sich längst ihren Fixplatz in der Designszene erarbeitet haben. Nicht nur in der betreffend Namensgebung nahe liegenden Farbe Grün, sondern auch in Rot, Weiß und Schwarz kann man den künstlichen Algenbewuchs erwerben. Die an Pflanzen erinnernden Kunststoffteile lassen sich zu verwobenen Strukturen verketten - vom leichten Gewebe bis zum dichten Vorhang.

Foto: Vitra

Ebenfalls an natürliche Blickhindernisse erinnert "Standing Curtains", ein Projekt, das der Wiener Designer Kai Stania für Bene realisierte. Der Paravent besteht aus 1,70 Meter hohen Fiberglasstäben.

Foto: Bene

Streicht man an den Stäben entlang, fühlt man sich an hohes Gras erinnert, das sich im Wind bewegt.

Foto: Bene

Als Erinnerungs-Display eignet sich Philippe Starcks "Le Paravent de L'autre Paravent", den der Universalentwerfer für Driade ersann. Die dreiteilige Struktur aus birnbaumfarbenen Paneelen ist über und über bedeckt mit Bilderrahmenfeldern, in denen von der Postkarte bis zum Hochzeitsfoto alles Platz findet, was sehenswert erscheint. Dafür schützt der 1,90 Meter hohe und 1,50 Meter breite Paravent mit seiner Bilderschau den Besitzer vor neugierigen Blicken. Man kann sich hinter seinem Leben gut verstecken

Foto: Driade

Trotz seines Namens gänzlich bilderfrei ist der wellenförmige Raumteiler "Cartoon", der bei Baleri Italia gefertigt wird. Designer Luigi Baroli hat seine leichtgewichtige Trennwand aus gewellter Pappe geformt. Die selbsttragende Struktur besteht aus reinem Zellstoff, ist deshalb laut Hersteller wieder verwertbar, frei von umweltbelastenden Rückständen und somit politisch korrekt. Gestützt wird sie durch eine Randverstärkung aus schwarz-mattem Technopolymer. "Cartoon" gibt es in Weiß, Tabak oder Blau.

Foro: Baleri Italia

Wer die klassische Moderne den zeitgenössischen Entwürfen vorzieht, kann bei Classicon und der Designerin Eileen Gray die Wand für zwischendurch finden. Ihr "Folding Screen" aus dem Jahr 1930 erinnert ein wenig an den Hightech-Look der immer noch angesagten 80er-Jahre. Der leicht geschwungene, vierteilige Holzrahmen mit zwei verschiedenen Lochblechfüllungen wird ebenfalls farbenfroh angeboten.

Foto: Classicon

Einem dreidimensionalen Kunstobjekt aus der Pop-Ära ähnelt "S3screen", den Andrew Tye für die Firma TYE3D entwickelt hat. Der faltbare Wandschirm besteht aus einem Sperrholzkern, auf den quadratische Aluminiumelemente mit abgerundeten Ecken angebracht sind, die in den Raum ragen. Das verlängerbare Standardelement aus Sperrholz misst 1,86 Meter mal 1,75 Meter und besteht aus acht Tafeln. Außer der Alu-Verkleidung gibt es eine Auswahl an weiteren Materialien wie beispielsweise transluzentes Acryl, Holz oder Laminat in verschiedenen Farben.

Foto: TYE 3D

Ob bodenständig oder von der Decke hängend - Raumteiler und Paravents oder der "Folding Screen" haben den Vorteil, dass sie ohne bauliche Maßnahmen auf ihre Weise Platz schaffen. Sie verbergen was auch immer und haben dabei selbst das Zeug zum Blickfang. (Heike Edelmann, DER STANDARD, rondo/11/03/2005)

Foto: TYE3D