Foto: KHM/Uldrich
Wien - Der Ankauf einer Sphinx des Pharao Amenophis III. durch Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums (KHM), sorgt weiter für Aufregung. Im Herbst 1998 wollte Seipel die Skulptur um vier Millionen Dollar erwerben. Diese Summe konnte das Museum nicht aufbringen, das Bezahlen in Raten war jedoch nicht gestattet worden. Dennoch schloss Seipel den Vertrag ab, was der Rechnungshof kritisierte.

Die Prüfer wunderte zudem, dass die Sphinx von einem Händler auf Mallorca erworben wurde, der ansonsten nie derart hohe Umsätze gemacht habe. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer beteuerte, es handle sich um "eine Galerie, die auf antike Kunstgegenstände spezialisiert ist". Der ORF unternahm aber einen Lokalaugenschein: Der Händler verkauft auch "Hemden, Pizzas und Waren aller Art".

Da die Sphinx laut Gehrer "in spanischem Privatbesitz" war, ließ Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, beim spanischen Kulturministerium die Ausfuhrgenehmigung ausheben. Der Fall ist in Madrid aber nicht bekannt. Illegale Ausfuhr daher? Nein, antwortete das KHM: Das Objekt sei "immer in Deutschland gelagert" worden. Dies macht Zinggl noch ratloser: Wie kann eine Skulptur "immer" in Deutschland gelagert worden sein, wenn es sich um eine ägyptische handelt? Er will wissen, wann und wie sie nach Deutschland kam.

Das KHM gab zudem bekannt, dass der Eigentümer selbst die Skulptur in einem Laster nach Wien gebracht habe: "Der Ankauf erfolgte somit im Inland." Aber ein solcher Transport entspricht laut RH nicht den Usancen. Zinggl verlangt daher die Herausgabe der Frachtpapiere. Und weil die Unbedenklichkeit des Ankaufs laut KHM von ägyptischen Stellen bestätigt worden sein soll, fordert Zinggl auch die Offenlegung der entsprechenden Unterlagen. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.03.2005)