Schon jetzt können Studierende im Rahmen der freien Wahlfächer einen Studienschwerpunkt Gender Studies belegen. In Zukunft sollen die Studierenden die Möglichkeit haben, im Anschluss an das Bakkalaureat ein Magister-Studium Gender Studies zu beginnen. Starten soll der Studiengang erst im Jahr 2006. "Wir wollen, dass möglichst viele WissenschafterInnen an der Erarbeitung des Studienplans mitarbeiten", begründet Bidwell-Steiner ihren Schritt, den Studienplan schon jetzt vorzustellen.
Module
"Das Studium könnte Modellcharakter für andere Studiengänge haben", meint Arthur Mettinger, Vizerektor für Lehre an der Uni Wien. "Es wurden sehr klare Ziele definiert: Interdisziplinarität ist ein erstes wesentliches Charakteristikum des Studiengangs, zweitens soll es einen sehr klaren modularen Aufbau haben." Letzteres bedeutet, dass der Studienplan verschiedene Module vorsieht (siehe Vorschlag für den Studienplan des Magisterstudiums Gender Studies ). Innerhalb dieser Module muss eine bestimmte Anzahl an Lehrveranstaltungen absolviert werden. Die Regelstudienzeit soll vier Semester betragen, um den Magistra- bzw. Magistertitel zu erreichen, müssen die Studierenden wie bisher auch schon eine Diplomarbeit schreiben.
"Kein Schmalspurstudium"
"Wir wollen nicht, dass das Magisterstudium ein Schmalspurstudium wird", betont Bidwell-Steiner. Deshalb sollen sich die Studierenden für eine Studienrichtung entscheiden, in der sie fachlich verankert sind. Wer sich also zum Beispiel für Politikwissenschaften entscheidet, muss im Rahmen des Moduls "Vertiefung Fachdisziplin" Lehrveranstaltungen aus dem Magister-Studienplan Politikwissenschaften absolvieren. "Das ist nötig, damit man im Fach ernst genommen wird", so Bidwell-Steiner.
"Großteils neue Formate"
Bis die ersten Studierenden das Studium beginnen können, muss noch Einiges geklärt werden, denn der Studienplan sieht einige neue Lehrveranstaltungstypen vor: "Es werden großteils neue Formate sein. Was genau realisiert werden kann, weiß ich nicht", bestätigt Bidwell-Steiner.
Bislang klingen einige Vorschläge angesichts des notorischen Geldmangels der Universitäten nahezu utopisch: Guided Reading, ein "Reflexionsmodul" mit Konversatorium und Arbeitsgemeinschaft, in denen "fachspezifische Zugänge durch geschlechtersensible Perspektiven reflektiert, kritisiert und erweitert" werden sollen oder eine "gendersensible Schreibwerkstätte".
Vorwissen erwünscht
Auch der Wunsch, dass die Studierenden bereits ein gewisses Vorwissen mitbringen, könnte in der Praxis daran scheitern, dass nicht in allen Studienrichtungen Lehrveranstaltungen aus dem Bereich Gender Studies angeboten werden. "In vielen Fächern werden bereits einige Lehrveranstaltungen in diesem Feld angeboten. An manchen Studienrichtungen müssten die Mitarbeiter erst davon überzeugt werden, dass das wichtig ist", so Bidwell-Steiner.