9. März: Pressekonferenz der FPÖ zur eventuellen Neugründung. Der Kärntner Landeshauptmann mit modischem Sehbehelf.

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Wien - Der Kärntner Landeshauptmann Haider hat am Samstag im Ö1-Mittagsjournal nach Erhalt eines Briefes parteiinterner Kritiker ( DER STANDARD berichtete ) erklärt, dass er in der FPÖ gegebenenfalls wieder die Führungsfunktion übernehmen wolle. Er sei unter Umständen doch wieder bereit, die FPÖ oder eine Nachfolgepartei zu übernehmen.

In der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast" meinte der Altparteichef, käme es zu einem Neustart, würde es sich "wahrscheinlich dann auch so ergeben". Begründet wird der Meinungsschwenk von Haider damit, dass es um die Existenz der Freiheitlichen gehe. Freundliche Worte fand der Landeshauptmann für den Wiener FP-Chef Heinz-Christian Strache, den er offenbar auf seine Seite ziehen will.

Für den Sprung an die Parteispitze stellt Haider wieder Bedingungen. Erstens müsse das die Führungsmannschaft geeint wollen und zweitens würde er ein entsprechendes Durchgriffsrecht benötigen. Zudem müsste er mit seiner Familie handelseins werden. Auch wolle er in den Länderorganisationen "quer durch Österreich eine schlagkräftige Gruppe" aufstellen und mit ihr in die nächste Nationalratswahl ziehen.

Dass Handlungsbedarf in der FPÖ besteht, ist für Haider klar: "Hier geht es um die Existenz und da schaue ich jetzt sicher nicht zu. Jetzt geht es um mehr, ob die FPÖ überhaupt als politische Kategorie erhalten bleibt. Ich bin überzeugt, dass es sowas wie eine FPÖ neu braucht." Entweder die FPÖ trenne sich von den "destruktiven Subjekten" oder es müsse etwas Neues geben.

Wählerpotenzial

Das Wählerpotenzial für solch eine neue Bewegung schätzt der Landeshauptmann mit 15 bis 20 Prozent. Auch an zusätzliches prominentes Personal denkt Haider. Würde etwa der frühere Rechnungshof-Präsident Franz Fiedler mitmachen, wäre das "eine Auszeichnung für uns". Ein Mitwirken des ehemaligen SP-Innenministers Karl Schlögl schloss der Altparteichef ebenfalls nicht aus: "Sie kennen mein gutes Verhältnis zu ihm."

Scharfe Kritik übte Haider einmal mehr an seinen innerparteilichen Gegnern, obwohl er eine offene Rebellion beim Parteitag im April ausschließt. Er ortet bei ihnen eine Geisteshaltung, "wo man ständig gegen die eigene Regierungsmannschaft auftritt, jeden Erfolg zunichte macht". Jeder Erfolg werde zum Misserfolg gemacht.

Misserfolg

Zugeständnisse an diese Gruppe lehnte Haider ab: "Ich will nicht, dass Konzessionen an diese Leute gemacht werden, die für den Misserfolg verantwortlich waren." Aber sie könnten ja ruhig die alte FPÖ übernehmen, meint der Landeshauptmann in Richtung des EU-Abgeordneten Andreas Mölzer und von Volksanwalt Ewald Stadler: "Da würden sie sehen, was sie wert sind."

Anders fällt Haiders Einschätzung zum Wiener Landeschef Strache aus. Mit ihm will er ein "freundschaftliches Gespräch" führen, um zu eruieren, auf welcher Seite der abgetretene Parteivize steht: "Es wird auch für den Wiener Obmann wichtig werden, dass er weißt, wo er hingehört." Aus Sicht des Landeshauptmanns handelt es sich bei Strache um einen "sehr talentierten Politiker", der aber falsch beraten sei.

Entwarnung gibt Haider bezüglich eines vorgezogenen Koalitionsendes. Aus seiner Sicht könne man die Garantie abgeben, dass die Regierung hält, schloss sich der freiheitliche Altparteichef VP-Generalsekretär Reinhold Lopatka an. (APA/red)