Graz – Punkt 9.46 Uhr wurde es finster: auf den Bildschirmen, in den stecken gebliebenen Liften, in den Cafés. Die Straßenbahnen standen still, in den Supermärkten streikten die Kassen und Bankomaten. Dutzende Autofahrer blieben in den Tiefgaragen eingesperrt, die automatischen Türen blieben zu.

Kein Telefon

Protestanrufe nutzten nichts, auch das Telefonnetz blieb funktionslos. Ein Schaden – wahrscheinlich bedingt durch einen umgestürzter Baum – an der Hochspannungsleitung in Thal bei Graz hatte fast das gesamte Grazer Stromnetz stillgelegt. Es war bereits der zweite Stromausfall in diesem Winter. Rund 80.000 Haushalte in der Stadt und in den Randbezirken waren diesmal bis zu einer Stunde ohne Energieversorgung.

Im Grazer Umland wie in Frohnleiten oder Deutschfeistritz konnte erst am Nachmittag der Normalzustand wiederhergestellt werden. Die Feuerwehr musste sogar kurzfristig Katastrophenalarm geben, zwölf Trupps rückten aus, um in Lift Eingeschlossene zu befreien. Das Landeskrankenhaus musste die Notstromaggregate aktivieren. 100 Techniker der Energieversorger waren im Einsatz, um die Energieversorgung wieder ins Laufen zu bringen. Verletzt wurde während des Blackouts niemand.

Die ersten Stadtviertel erhielten nach etwa zwanzig Minuten wieder Strom, der Rest der Stadt zum Teil erst nach knapp einer Stunde. Wolfgang Malik, Vorstand der Grazer Stadtwerke AG, befürchtet, dass dieser dramatische Ausfall der städtischen Stromversorgung nicht der letzte sein könnte. Malik zum Standard: „Solange wir nicht an das übergeordnete Netz der 380-kV-Leitung angebunden werden, müssen wir mit solchen Vorfällen rechnen.“

Stromtrasse umstritten

Die Diskussion um die 380er-kV-Leitung hat zuletzt auch den Wahlkampf für den Gemeinderatswahlen am Sonntag beeinflusst – der Standard berichtete. Anrainergemeinden in der Südoststeiermark, durch die die Leitung gespannt werden soll, wehren sich vehement gegen den Bau der Stromtrasse. Sie verlangen dass Teile davon unter die Erde verlegt werden. Der Verbund lehnt dies ab. Die steirische Industrie drängt schon lange auf den Bau der Starkstromleitung. Die Versorgungssicherheit sei längst nicht mehr gegeben. Grünen-Energiesprecher Peter Hagenauer verlangte am Freitag hingegen Investitionen in das alte, bestehende Leitungsnetz. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe, 12.03.2005)