Tapka, die erste Shortstory in David Bezmozgis' Debüt Natascha, gibt mit ihrem ironischen Understatement den Tonfall des Erzählbands vor und etabliert zugleich die zentralen Topoi: das Milieu der jüdischen Emigranten, die Assimilierungsversuche der ersten und der zweiten Generation, die wirtschaftliche Malaise. Bezmozgis, selbst Kanadier lettischer Abstammung, erzählt eine Coming-of-age-Geschichte, die in Etappen verläuft. Sieben in sich abgeschlossene Storys - manche davon erschienen zunächst mit Erfolg in US-Zeitschriften wie dem New Yorker - geben Einblick in das Leben der Familie Berman, und schon von den ersten Seiten an besticht der lakonische Gestus, mit dem hier an den Verelendungsszenarien des Migrantendaseins vorbeigeschrieben wird.
Die Erzählperspektive ist jene von Mark, der von einer Erzählung zur nächsten ein wenig älter wird. Er bleibt ein neutraler, fast passiver Angelpunkt des Geschehens, fernab etwa der selbstbezüglichen jüdischen Männerfiguren eines Philip Roth. Während seine Eltern - geprägt von einer Vergangenheit, die weiter an ihnen haftet, und einer ungewissen Zukunft - immer ein wenig orientierungslos wirken, wächst Mark einfach heran und bewegt sich schlangenhaft zwischen den Kulturen, zu gleichen Teilen Kanadier, Russe und Jude.
Bezmozgis schildert jedoch keinen inneren Prozess, sondern macht die Entwicklungen an äußeren Umständen, an hervorgehobenen Momenten fest. Um den Kontrast zwischen neuer und alter Heimat kreist etwa die Story Der zweitstärkste Mann, in der das sowjetische Gewichtheberteam (samt KGB-Agenten mit Zahnschmerzen) in Toronto Station macht. Einer darin, Serjoscha, war die Entdeckung des Vaters, der früher einmal Trainer war. Mark hat ihn immer bewundert, aber sein Stern ist schon im Sinken. Er ist damit repräsentativ für sein Land, das bald selbst seinen Platz in der Schwergewichtsklasse räumen muss.