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Nach Massen-Maturareisen entdecken Teenie-Reiseveranstalter nun den Schulskikurs als fruchtbaren Reisemarkt mit enormem Sponsoringpotenzial

Eines, gibt Didi Tunkel zu, könne er nicht bieten: Dort wo die Verantwortung der Lehrer beginnt, sei die Grenze. Und dass die im Jugendschutzgesetz anders definiert ist, als im (pädagogisch unbetreuten) Alltag von 16 oder 17-jährigen, sei eben so: "Alkohol", erklärt der 32-jährige Reiseveranstalter, "steht deswegen bei den Parties am Index." Und in der Frage, wie man einem 17-jährigen (in einem Skiort) erklärt, dass der Zettel, der in jedem Lokal verkündet, dass Minderjährige in der Nacht nicht in Bars gehören, doch keine reine Deko ist, verweist Tunkel auf die Durchsetzungskraft der Lehrer: "Hier gelten die selben Regeln wie auf jedem Schulskikurs."

Auch, wenn es nicht einfach ein Jahrgang einer Schule ist, der diese Woche in Saalbach hinter Turn- oder Geolehrern Bogerln fuhr: Tunkel – als Erfinder der "splashline"-Massenmaturareisen mit bis zu 8500 Kids an (eltern-)ferne Strände im Umgang mit Teenagerhorden geübt – hat 1500 Schüler aus ganz Österreich nach Saalbach geholt. Auf Schulskikurs – also mit Lehrern. Aber weil Tunkels Gruppenreisekonzept nichts vom "Hüttenabend mit dem Klassenvorstand"-Flair haben soll, heißt der Event "s'cool, ski & board".

Impulsgeber, so der Teenie-Beurlauber, sei das Lamento eines (späteren) Sponsors gewesen. Schulskikurse stünden auf der Verliererseite schulischer Aktivitäten: Sport- und Sprachwochen seien billiger und leichter zu organisieren. Und wer als Teenie nicht Skifahren geht, geht später kaum in den Schnee.

Tunkel dachte nach und organisierte – erstmals zum Test mit ein paar Hundert Schülern im Vorjahr und heuer im Echtformat mit 1500 Teilnehmern ("3000 wollten mitfahren") – ein Paket: Unterkunft, Vollpension, Skipass und Rahmenprogramm um 269 Euro pro Nase. Inklusive Leihequipment ("in diesem Alterssegement ist das Snowboard noch nicht rückläufig"), optional "echtem" Skilehrer ("das nehmen zwei Drittel der Schulen an") und Rahmenprogramm: Ö3-Disco, Schneekino, Lawinenkunde, Snow-und Boardercrossrennen, Armin Assinger und anderen Alpinstars als Skilehrer und so weiter. "Wir nehmen den Schulen die Organsiationsarbeit ab", fasst Tunkel zusammen, "die Klassenstruktur bleibt erhalten – trotzdem gibt es das Feeling einer großen Community."

Dass eine derartige Ansammlung der schönsten Zielgruppe der Werbeindustrie sich natürlich auch sponsoringtechnisch gut vermarkten lässt, leugnet Tunkel gar nicht: Als Reiseveranstalter verdiene er keinen Cent an dem, was die Teilnehmer selbst bezahlen. Aber das Sponsoring (kein Community-Event kommt ohne vorgesetzten Labelnamen aus) mache die Sache dann doch rentabel.

Überdies, lacht Tunkel, dürfe man die Markentreue der Kids nicht unterschätzen: "Wenn die mit einem positiven Gefühl vom Schulskikurs nach Hause fahren, werden sie bei ihrer Maturareise dann wohl auch an uns denken." Und da gibt es dann keine Lehrer oder andere Aufpasser. ((Der Standard, Printausgabe, 12./13. 3. 2005)