Bild nicht mehr verfügbar.

Selbst Kirchenfenster - wie dieses aus dem englischen Stoke Lacy - können durchaus moderne Motive enthalten.

Foto: APA/EPA

Religionen und Kirchen sind nicht nur aufgrund ihrer spirituellen und moralischen Kraft, sondern auch aufgrund ihrer Größe (als Arbeitgeber, Landbesitzer ...) wesentliche Akteure innerhalb von Gesellschaften. Als solche stellen kirchliche Institutionen und Netzwerke eine wichtige Quelle für gesellschaftliche Entwicklungen dar. Das es Schnittstellen zwischen der Lehre des Christentums und dem gesellschaftspolitischen Konzept von nachhaltiger Entwicklung gibt, ist im Wesentlichen unbestritten. Markus Vogt, im katholischen Kontext ein Vordenker in Sachen Umweltethik und Professor für Christliche Sozialethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule im traditionsreichen bayrischen Kloster Benediktbeuern, meint dazu:

Die Anerkennung des eigenen, weit über ihren unmittelbaren Nutzen hinausgehenden Wertes der Mitgeschöpfe ist eine notwendige Konsequenz des biblischen Schöpfungsglaubens. Das ist im Wesentlichen ein gemeinsames jüdisch-christliches und teilweise auch islamisches Erbe, das sich in der Grundausrichtung auch in den anderen Weltreligionen findet. Die Bibel ist "Evangelium", also frohe Botschaft des Heils, das alle Menschen und die gesamte Schöpfung einschließt. Diese Zusage des Heils und einer positiven Zukunft ist aber an Verantwortung für die Mitmenschen und Mitgeschöpfe gebunden! Deshalb besteht zwischen dem Prinzip der Nachhaltigkeit und christlicher Schöpfungsverantwortung ein wechselseitiges Ergänzungsverhältnis

Seit mehr als 20 Jahren befassen sich kirchliche Institutionen auch international mit dem Thema nachhaltige Entwicklung. Ein zentrales und globales Dach für die kirchlichen Aktivitäten zur Nachhaltigkeit ist der so genannte konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, der 1983 vom Ökumenischen Weltkirchenrat initiiert wurde. Eine gemeinsame Erklärung aller Religionen zur Nachhaltigkeit enthält die so genannte Earthcharter, die 1995 gestartet und die im Jahr 2002 mit Unterstützung der Kirchen als Aufruf zur Nachhaltigkeit in Johannesburg vorgetragen wurde.

Trotz einer Reihe von gemeinsamen und individuellen Grundsatzerklärungen und Selbstverpflichtungen kirchlicher Institutionen für nachhaltige Entwicklung ist zu bemerken, dass die Breite des Alltags auch in den Kirchen eher von einem hohen Maß an Natur- und Schöpfungsvergessenheit geprägt ist. Markus Vogt: "Trotz einzelner Menschen und Gruppen, die sich innerhalb der Kirchen seit langem in hervorragender Weise für Umweltschutz engagieren bleiben wir heute weit hinter dem zurück, was an umwelt- und sozialverträglichen Ansätzen bereits im Alten und Neuen Testament vorhanden ist. Es gibt viele Projekte und Akteure innerhalb der Kirchen, die sich im Sinne der nachhaltigen Entwicklung engagieren. Die große Herausforderung ist es, diese Kräfte, stärker zu bündeln.

Mit dem Ansatz der nachhaltigen Entwicklung könnten auch alte Traditionen mit neuem Leben erfüllt werden – zum Beispiel Erntedank, verstanden als Fest der Schöpfung. Man müsste in diesem Zusammenhang die Produktionsbedingungen stärker thematisieren, denn der starke Konnex zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren tritt hier deutlich hervor. Im vernetzten, ganzheitlichen Denken und Handeln liegt gleichzeitig ein großes, für die Kirche sehr wichtiges spirituelles Erneuerungspotenzial."

Ein Auszug jener kirchlichen und kirchennahen Initiativen und Netzwerke, die sich ganz konkret mit nachhaltiger Entwicklung befassen, kann im Monatsthema März "Kirchliche Institutionen und Nachhaltigkeit" auf Nachhaltigkeit.at nachgelesen werden. Kirchen haben vielfältige Möglichkeiten, mit ihrer globalen Verantwortung im Sinne nachhaltiger Entwicklung umzugehen. Dies kann nicht nur eine Chance für die Kirchen bieten, ihr soziales, wirtschaftliches und ökologisches Engagement auch innerhalb von nicht-kirchlichen Kreisen wirksam und positiv darzulegen. Sondern es bietet auch ganz allgemein der politischen Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung die Möglichkeit, an die zahlreichen Aktivitäten aus kirchlichen Kreisen anzuknüpfen und positive Synergien zu finden.


Die Herausforderungen und Chancen von kirchlichen und kirchennahen Institutionen bei der Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung sind

Thema des Monats März 2005

im Internetportal

Die Autorin:

D.I.in Doris Schnepf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am SERI