Die österreichische Praxis, illegale ImmigrantInnen ohne Prozess und ohne zeitliche Beschränkung zu inhaftieren, wird seit längerer Zeit kritisiert

Foto: STANDARD/Urban
Das Rätseln um den vor zwei Wochen in Schubhaft gestorbenen Algerier Ben Habra S. geht weiter. Während Bekannte des Opfers weiter von Gewaltanwendung durch Polizeibeamte sprechen, lässt der Obduktionsbericht noch immer auf sich warten. S.' Leichnam befindet sich indessen am Flug nach Algerien, wo er bestattet werden soll.

S. war am 22. Februar tot in seiner Einzelzelle aufgefunden worden. Nachdem der Vorfall zwei Wochen lang verschwiegen worden war, erfuhr derStandard.at am Dienstag von der Pressestelle der Bundespolizeidirektion, S. habe sich "mit einem Leintuch erhängt".

Diplomatische Relevanz

Die algerische Botschaft war - im Gegensatz zu den Medien - bereits kurz nach dem Vorfall von der Polizei verständigt worden und beantragte umgehend einen Obduktionsbericht. Bis dato wartet sie auf diesen jedoch vergeblich. Dadurch könnte der Fall durchaus diplomatische Relevanz erhalten.

Die zuständige Staatsanwältin, Julia Kopfler-Bock, verweist ans Bezirksgericht Josefstadt, das für die Erstellung des Berichts zuständig sei. Dieses war Mittwochnachmittag jedoch für derStandard.at nicht erreichbar.

"Verwundert" über den Selbstmord zeigte sich auch Günter Ecker vom Verein Menschenrechte, dessen Kollegin S. in der Schubhaft betreut hatte. Am Tag vor seinem Ableben habe er sich mit der Betreuerin in einem längeren Gespräch noch darüber unterhalten, was er für die nächsten Tage vorhabe.

Ecker selbst habe noch am selben Tag vom Tod des Algeriers erfahren. Warum die Medien nicht informiert wurden, weiß er nicht - "ich sehe das aber auch nicht als meine Verantwortung", so Ecker. (mas)