Wien - Nach der gestrigen Einigung auf eine Neuplanung des Semmering-Bahntunnels halten die ÖBB eine Fertigstellung bis 2018 für möglich. Dies erklärte Bahn-Chef Martin Huber am Donnerstag im "Ö1-Mittagsjournal". Wird der Tunnel tatsächlich errichtet, müsste das Baubudget der Bahn allerdings kräftig aufgestockt werden. Ab 2009 würden die ÖBB zusätzlich 1,1 Mrd. Euro aufnehmen müssen, so Huber. Die Gesamtkosten für das neue Projekt hatte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) am Vortag mit 1,25 Mrd. Euro beziffert.

Regierung und ÖBB hatten sich am Vortag mit den Ländern Niederösterreich und Steiermark auf eine komplette Neuplanung des seit Jahrzehnten umstrittenen Tunnelprojekts geeinigt. Ursprünglich von Gloggnitz bis Mürzzuschlag geplant, soll der Tunnel demnach auf steirischer Seite um 7 Kilometer bis Langenwang verlängert werden. Außerdem soll nun eine zweiröhrige statt der ursprünglich geplanten einröhrigen Variante kommen. Auch die Genehmigungsverfahren sollen dafür laut Bundeskanzler komplett neu aufgerollt werden.

Laut Huber gibt es für die Neuplanung fünf Alternativen. Zwei davon - eine Nord- und eine Südvariante - würden derzeit noch genauer geprüft. Ausgewählt werde jene, die den ökologischen und hydrologischen Anforderungen am besten entspreche. Der "Genehmigungsverlauf", hofft Huber, könnte dann in drei bis vier Jahren abgeschlossen werden und der Vortrieb in weiterer Folge 2011 beginnen. Eine Inbetriebnahme wäre dann 2018 möglich, so der ÖBB-Holding-Vorstand.

Ob Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (V) dem neuen Projekt zustimmen wird? Huber meint dazu: Er habe zumindest "den Eindruck, dass der Landeshauptmann in einer freundlichen Atmosphäre die (vortägige, Anm.) Sitzung verlassen hat".

Auch Proteste aus Mürzzuschlag, das nach der neuen Variante untertunnelt werden soll, erwartet Huber nicht. Auf eine politische Beurteilung, warum diese Variante Anfang der 90er-Jahre verworfen worden war, wolle er sich nicht einlassen. Heute sei man im Infrastruktur-Ausbau aber "reifer" und könne daher "objektive Kriterien entscheiden lassen", so Huber.

Sinnvoll sei die Neuplanung des Semmering-Basistunnels vor allem auch in Hinblick auf den bereits eingeleiteten Bau des Koralmtunnels. Der Koralmtunnel wäre nämlich wesentlich flacher als der ursprünglich geplante Semmering-Basistunnel gewesen. Auf Grund der stärkeren Steigung hätten dann am Semmering weniger Güter befördert worden als im Koralmtunnel. Der neue Semmering-Tunnel soll daher jetzt ebenfalls als Flachbahn ausgerichtet werden. (APA)