Bangkok - Wegen der Klage von mehr als 60 europäischen Tsunami-Opfern in den USA könnte die thailändische Untersuchungskommission ihre Erkenntnisse über die Hintergründe der Katastrophe unter Verschluss halten: Der Bericht werde vermutlich niemals veröffentlicht, sagte der ehemalige Direktor des thailändischen Meteorologischen Instituts und Ermittlungsleiter, Smith Thammasaroj, der Tageszeitung "Nation".

Warum es keine Flutwarnung gegeben hat

Die Ergebnisse seien mittlerweile Teil eines Justizverfahrens und könnten "viel Schaden verursachen". Er wolle den Klägern keine Informationen liefern, so Thammasaroj. Der thailändische Ministerpräsident Thaksin Shinawatra hatte Smith damit beauftragt herauszufinden, warum es keine Flut-Warnung gegeben hatte, obwohl die Stärke des auslösenden Seebebens am 26. Dezember bekannt gewesen war.

Vergangene Woche haben mehr als 60 Europäer bei der US-Justiz Klage gegen die Behörden der USA und Thailands sowie gegen die französische Hotelkette Sofitel eingereicht. Die Kläger stammen aus Deutschland, Österreich, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz. Sie werfen den Behörden Fahrlässigkeit vor. Bei der Flutkatastrophe wurden im Dezember in Südostasien rund 300.000 Menschen getötet.

Eingebrachte Klage beinhaltete Beweissicherung

"Nicht vorlegen praktiziert derjenige, der etwas zu verbergen hat", sagte Opferanwalt Herwig Hasslacher, der gemeinsam mit Ed Fagan und dem Wiener Anwalt Gerhard Podovsovnik die Tsunami-Opfer vertritt, am Mittwoch in einer ersten Reaktion. "Wenn sie es nicht veröffentlichen wollen, bekommen sie vom Gericht den Auftrag."

Am Freitag hatten die Anwälte in New York eine Klage auf Beweissicherung eingebracht. Damit sollen Fakten über Versäumnisse bei der Warnung vor der Flutwelle gesammelt werden.

Leichen von 750 westlichen Touristen identifiziert

Auf der thailändischen Insel Phuket sind anhand von Gentests indessen die Leichen von 750 westlichen Touristen identifiziert worden, die bei dem Tsunami am 26. Dezember 2004 ums Leben gekommen waren. Von den 5.355 Opfern auf der Insel seien rund 3.000 dem Anschein nach westlicher Herkunft, sagte der französische Militärarzt Yves Schuliar in Paris. Die Identifizierungen könnten noch mehrere Monate dauern. (APA)