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"Wir sind über die große Linie"

Nach monatelangen schweren Kämpfen gegen die Heeresgruppe Süd der Deutschen Wehrmacht konnte die 3. Ukrainische Front der Roten Armee am 29. März 1945 einen weiteren historischen Erfolg melden: Exakt um 11.05 Uhr hatten die sowjetischen Truppen bei Klostermarienberg im heutigen Burgenland die Grenze des damaligen Deutschen Reiches überschritten. Erst einen Monat später, am 28. April, sollten die Westalliierten in Tirol Österreich betreten. Einen Tag zuvor hatten SPÖ, ÖVP und KPÖ im befreiten Wien die Unabhängigkeit des Landes erklärt.

Foto: APA/Archiv

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Hitlers letzte Gegenoffensive im Osten

Zuvor hatte Hitler am 6. März die letzte Gegenoffensive der 6. SS-Panzerarmee zwischen Platten- und Velenczesee angeordnet. Die Operation "Frühlingserwachen" scheiterte kläglich. Zehn Tage später führte der sowjetische Marschall Tolbuchin den von Stalin befohlenen Gegenangriff; den deutschen Verbänden blieb nur mehr ein kaum geordneter Rückzug über die Grenze. Am 26. März schloss sich auch die 2. ukrainische Front nördlich der Donau dem Vormarsch nach Westen an - sie übernahm am 4. April Bratislava.

Grafik: APA

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Todesmärsche

In den Tagen vor dem sowjetischen Durchbruch wurden im Burgenland und der Steiermark noch unfassbare Verbrechen verübt. Für den Bau der großspurig "Südostwall" genannten Panzerabwehrstellungen hatten die Nazis Tausende ungarische Juden in das Burgenland und die Steiermark getrieben. Als sich der Ansturm der sowjetischen Truppen abzeichnete, massakrierten lokale NS-Größen, HJ-Führer und SS-Männer noch Hunderte von ihnen - etwa in Rechnitz oder Deutsch-Schützen. Tausende der bereits völlig Erschöpften wurden noch auf Todesmärsche in Richtung Mauthausen getrieben.

Foto: APA/Walter Dall-Asen

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Nur selten weiße Fahnen

Auf den Straßen im Wiener Becken drängten sich Flüchtlingskolonnen aus Ungarn, ihnen folgten zersprengte deutsche Wehrmachtsteile und SS-Verbände auf dem Weg nach Wien. Die einrückenden sowjetischen Kampftruppen bekamen in den Dörfern und Städten nur selten weiße Fahnen zu sehen. Tolbuchin versuchte der Bevölkerung Ängste zu nehmen und der NS-Propaganda entgegen zu wirken: "Die Rote Arme kommt nicht als Eroberungsarmee nach Österreich, sondern als Befreiungsarmee", hieß es auf Plakaten und Flugschriften. Ähnliche Erklärungen gab zugleich der Österreich-Sender der BBC aus.

Im Bild: Ein junger SS-Mann mit erhobenen Armen

Foto: APA/dpa

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"Operation Radetzky" scheitert

Mit einem Generalangriff vom Süden her begann am 5. April die Schlacht um Wien. Hitler hatte die "zweite Hauptstadt des Reiches" zum "Verteidigungsbereich" erklärt - Hoffnungen, dass Wien lange Kämpfe wie in Budapest erspart blieben, hatten sich damit zerschlagen. Am selben Tag scheiterte die "Operation Radetzky", ein Aufstandsplan des militärischen Widerstandes um Major Carl Szokoll durch Verrat.

Im Bild: Carl Szokoll

Foto: APA/Jäger

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Blutiger Straßenkampf

Die Rote Armee musste sich die Herrschaft schließlich Straße für Straße blutig erkämpfen. In den Abendstunden des 13. April verstummte der Gefechtslärm: Wien war befreit.

Im Bild: Am 12. April 1945 wurde ein Teil des Stephansdomes ein Raub der Flammen.

Foto: APA/Diözesan Museum

Schimäre "Alpenfestung"

Im Westen hatte am 28. April der Sturm auf die "Alpenfestung" begonnen - sie stellte sich letztlich als Schimäre heraus. Die 7. US-Armee drang bei Schönbichl in das Tiroler Außerfern ein und stieß am Fernpaß auf heftige Abwehr, es gab aber auch Unterstützung durch Einheimische. Am 1. Mai griff eine Infanterie-Division in der Scharnitzer Klause Wehrmachts- und HJ-Stellungen an. Nach zwei Stunden war der Spuk vorüber, die letzte Sperre vor dem Inntal und Innsbruck fiel am 3. Mai.

Im Bild: Sowjetischer Panzer

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Heftige Gegenwehr in Oberösterreich

Schwieriger erschien den Amerikanern die Situation in Oberösterreich. In "Oberdonau", dem "Heimatgau" Hitlers, sollte nach dem Willen von Gauleiter Eigruber noch bis zum bitteren Ende gekämpft werden. Nach einigem Hin und Her erfolgte am 2. Mai dennoch - auch unter dem Druck der Bevölkerung - die kampflose Räumung Braunaus. Doch in Passau und Schärding erwartete die US-Truppen Gegenfeuer - wie in den folgenden Tagen auf dem Weg nach Linz waren es ohnmächtige Unterfangen.

Im Bild: Das Konzentrationslager Mauthausen

Foto: APA/Ruba

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18.000 Mauthausen-Häftlinge

Nachdem sich Eigruber abgesetzt hatte, drangen US-Panzer am 5. Mai kampflos in die "Patenstadt des Führers" ein; Wels und Steyr wurden besetzt. Am 8. Mai war die alliierte Zange zwischen Ost und West geschlossen: US-Soldaten konnten im niederösterreichischen Erlauf Marshall Tolbuchin die Hände reichen. Völlig geschockt wurden jene US-Soldaten, die am 5. Mai unvorbereitet auf das KZ in Mauthausen stießen, das nach der Flucht der SS bereits von Häftlingen übernommen worden war. Die US-Armee sah sich erst Tage später im Stande, das Lager mit 18.000 völlig ausgehungerten, zum Teil im Sterben liegenden Opfern des NS-Terrors zu übernehmen.

Foto: APA/EPA

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Kriegsende in Kärnten

Gänzlich anders als im restlichen Österreich entwickelte sich das Kriegsende in Kärnten. Partisanenverbände, die aus Jugoslawen und Kärntner Slowenen bestanden, hatten in Südkärnten schon seit 1943 bewaffneten Widerstand geleistet. Am 6. Mai sicherte Gauleiter Rainer aus Angst vor einem raschen Vorrücken der Partisanen der britischen Armee freien Einmarsch zu. Einen Tag später übergab er die Macht an eine provisorische Landesregierung und flüchtete.

Foto: APA/Filipic

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Graz fiel als letzte große Stadt

Der Zweite Weltkrieg ging in Europa am 9. Mai zu Ende - nachdem die Deutsche Wehrmacht völlig niedergekämpft kapituliert hatte. An diesem Tag besetzen die Sowjettruppen als letzte große Stadt in Österreich Graz. Sieben Jahre zuvor hatte Hitler ihre Vorreiterrolle beim "Anschluss" mit dem nationalsozialistischen Ehrentitel "Stadt der Volkserhebung" gewürdigt. Zu vereinzelten Kämpfen kam es in den folgenden Tagen noch an der jugoslawischen Grenze in Kärnten - zwischen Partisanen, SS-Gruppen und slowenischen sowie kroatischen Verbänden, die auf der Seite der Wehrmacht gekämpft hatten.

Im Bild: Bombenabwurf auf das Gebiet des Grazer Hauptbahnhofes am 02. April 1945

Foto: APA/Archiv