Der Speckgürtel rund um Wien ergrünt

montage: derStandard.at
Die Region um Wien stand bei den niederösterreichischen Gemeinderatswahlen im Mittelpunkt des Ringens um die urbanen Wähler. Jetzt liegen hier die Grünen im Durchschnitt um zehn Prozent. Damit schöpften auch die Wiener Grünen neue Hoffnung.

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St. Pölten/Wien – Im Vergleich der Regionen fuhren die Grünen vor allem im Wiener Umland Erfolge ein. So errangen sie in Strasshof an der Nordbahn (Bezirk Gänserndorf) bei ihrem ersten Antreten gleich 15,57 Prozent. Insgesamt liegen die Grünen in den meisten Gemeinden des Speckgürtels um Wien jetzt um oder über zehn Prozent.

Wenn auch in einzelnen Orten die politische Konkurrenz das Rennen für sich entschied. Etwa in Purkersdorf, wo Exinnenminister Karl Schlögl mit 21,39 Prozentpunkten plus (insgesamt 62,64 Prozent) den größten SP-Zuwachs errang: "Im Umland sind die Wähler in der Mehrheit bürgerlich und extrem flexibel", sagt er.

Dem entsprachen dann auch die Reaktionen aus Wien: Bürgermeister Michael Häupl sprach am Montag von einem "Riesenerfolg" der SPÖ bei den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich, der "Sig^nalwirkung" habe. "Die Menschen lassen sich nicht widerstandslos alles nehmen, das sollte die Bundesregierung schön langsam begreifen und umkehren", so Häupl. Er verwies auf Schließungen von Gendarmerieposten, Bezirksgerichten oder Postämtern. Gezeigt habe sich auch, dass mit der FPÖ nicht nur kein Staat, sondern auch keine Gemeinde zu machen sei.

Grünen-Chefin Maria Vassilakou freute sich vor allem über die "teils sensationellen Resultate in den Umlandgemeinden". Insbesondere Deutsch Wagram mit grünen 18,4 Prozent (plus sechs Prozent), Mödling mit 17,4 (plus fünf Prozent) und Brunn am Gebirge mit 12,2 (plus vier Prozent) hatten es ihr angetan.

Grüne Randhoffnung

Diese Ergebnisse entsprechen auch dem Trend der mit der letzten EU-Wahl 2004 in den Wiener Außenbezirken gesetzt wurde. Damals erreichten die Grünen in Liesing 19,69 Prozent, Favoriten 13,91, Floridsdorf 15,1 und Donaustadt 17,49 Prozent.

Wobei die Grünen damit in den Stadtrandbezirken deutlich aufholten – aber auch bei der EU-Wahl immer noch hinter den Spitzenergebnissen innerhalb des Gürtels rangierten: In Mariahilf kamen die Grünen auf 35,81 Prozent, in Neubau auf 40,96. In insgesamt fünf Bezirken schafften sie die Mehrheit (Wieden, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund) – und wurden bei diesem Wahlgang in Summe zweitstärkste Kraft in Wien (22,23 Prozent).

Nach dem Niederösterreich-Ergebnissen im Umland hofft man nun bei den Wiener Grünen, dass auch bei den nächsten Wiener Wahlen gerade in den Flächenbezirken am Stadtrand weiter gepunktet werden kann. Derzeit wird gerade an einem Wahlkonzept für diese Wahlklientel gearbeitet. Zielgruppe: Jungfamilien – Themenschwerpunkt: Lebensqualität. (bri, frei, pm/DER STANDARD, Printausgabe, 8.3.2005)