Grafik: Der Standard
Eigentlich ist heute alles in Ordnung. Wolf hat an den Niagarafällen das Weingut Reif besichtigt, das Reif Estate, und mir eine knallrote Reif-Estate-Haube mitgebracht, und in Los Angeles ist die transnistrische Schweinsohrkolumne auf beträchtliches Wohlwollen gestoßen, wie S. eilte, mich wissen zu lassen.

Außerdem hab ich in Berlin einen sehr liebenswürdigen jungen Mann kennen gelernt, der diese Kolumne regelmäßig liest. Ein Weingut in Kanada sowie Leser in Los Angeles und Berlin - eigentlich hab ich keinen Anlass, Konkurrenzbeobachtung zu betreiben. Die Konkurrenz muss man ja nur dann im Auge behalten, wenn sie rühriger ist als man selbst. Oder können Sie sich vorstellen, dass Queen Elizabeth Gala liest? Z.B. darüber, dass Königin Margarete so beliebt ist, weil sie tschickt. Können Sie sich weiter vorstellen, dass die PR-Beraterin der guten Lillibeth vorschlägt, sie soll ebenfalls mit ihren 70 plus das Rauchen anfangen? Ich nicht!

Ich lese deshalb kaum andere Sex-Kolumnistinnen. Außer vielleicht an dem Tag, wo man die K.-Zeitung kostenlos bekommt. Jedenfalls, da schreibt die Frau Dr. S. kürzlich in der K.-Zeitung, Frauen sollten keine Kinder bekommen, wenn sie damit ihre Männer an sich binden möchten. Dann folgt eine lange Abhandlung, warum das so schlecht ist, Kinder zu bekommen, um den Mann an sich zu binden. Ganz schlecht. Ja, hat denn die gute Frau Dr. ihr Verantwortungsbewusstsein an der Türklinke der Sexkolumnistinnen-Akademie abgegeben? Wo sollen die Kinder denn dann herkommen? Im STANDARD stand nämlich, dass auf eine Europäerin eineinhalb Kinder kommen - wo die Amerikanerinnen luxuriöse zweieinhalb haben! Will die Frau Dr., dass wir auf eins Komma drei Kinder zurücksinken?

Natürlich ist es patschert, sich mit Kindern binden zu wollen, sicher ist es wesentlich eleganter, Kinder zu bekommen, um die Typen LOSZUWERDEN, aber irgendwie müssen die Kinder ja zustande kommen. Ich biete gerne einen Kinder-Wunsch-Motiv-Versand über Internet an, wenn wir damit langfristig wieder auf zwei Komma zwei kommen. Ansonsten können wir uns die nächsten Jahre mit dem vertreiben, was die Trendforscher "Silver Sex" nennen. Jawohl, ich bin zu einem Silver-Sex-Symposium eingeladen worden nach Berlin, "für Hedonisten 50 plus". Da es ja kaum mehr Leute gibt, die "Green Sex" betreiben, gibt's keine biologische Rückzugsgrenze mehr, und wir müssen durchhalten bis zum Rollstuhl und drüber hinaus. Nein, ich will nicht zynisch sein, ich freu mich ja drauf.

Wie eine 75-jährige Dame neulich meinte, sie hätte noch nie soviel gev. . . wie jetzt, das ist mir wie Honig die Kehle heruntergeflossen. Es gibt tatsächlich ein Lieben vor dem Tod. . . Ich halte Sie wegen des Silver Sex-Symposiums auf dem Laufenden. . .

Ihre Cosima Reif, Zufallskolumnistin
Zufall@derStandard.at
(Der Standard/rondo/04/03/2005)