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Zwei Tote und elf Verletzte sind nach einer Massenkarambolage auf der Westautobahn in Oberösterreich zu beklagen. Trotz der erst vor einem halben Jahr eingeweihten Nebelwarnanlage waren die Lenker zu schnell und mit zu wenig Abstand unterwegs gewesen.

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Wien/Linz – Zwei Millionen Euro hat die im Herbst 2004 eröffnete Nebelwarnanlage im oberösterreichischen Seengebiet gekostet, ihre Alarmzeichen wurden Mittwochfrüh von vielen Verkehrsteilnehmer aber ignoriert. Mehr als 40 Fahrzeuge donnerten auf der Westautobahn zwischen Schörfling und Aurach im dichten Nebel ineinander, zwei Menschen wurden dabei getötet, mindestens elf Personen zum Teil schwer verletzt.

Foto: APA/ FESL

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Maximal 50 Meter Sicht

Maximal 50 Meter weit habe man im Unfallbereich gesehen, heißt es bei der Autobahngendarmerie. Konsequenz haben daraus nur wenige Lenker gezogen: Viele waren zu schnell und mit zu wenig Sicherheitsabstand in die Nebelbank gefahren, berichten die Beamten.

Was genau den Unfall ausgelöst hat, muss noch ermittelt werden, die Autobahn blieb bis Mittwochnachmittag gesperrt.

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Drei Kilometer hinter Nebelwarnanlage

Gewarnt waren die Verkehrsteilnehmer jedenfalls, betont man beim Autobahnbetreiber Asfinag. Denn die nach einem ähnlichen Unfall mit acht Toten im Herbst 2002 konzipierte Anlage mit ihren LED-Wechselverkehrszeichen habe funktioniert. Allerdings: die Massenkarambolage ereignete sich rund drei Kilometer hinter dem Ende der von der Anlage überwachten Strecke.

Eine Ausweitung des derzeit zehn Kilometer langen Bereichs auf 30 bis 40 Kilometer wird aber diskutiert.

Foto: APA/ rubra / LEITNER

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Ignorierte Warnungen

Die modernsten Anlagen nützen allerdings nichts, wenn die Verkehrsteilnehmer die Warnungen ignorieren. Der Grund für dieses Verhalten ist für Verkehrspsychologen klar: Überschätzung der eigenen fahrerischen Fähigkeiten und falsche Einschätzung der Außenbedingungen.

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Unfalldatenspeichers UDS

Seit mehreren Jahren wird von verschiedenen Experten in ganz Europa daher der verpflichtende Einbau eines so genannten Unfalldatenspeichers (UDS) gefordert.

Dieses Gerät funktioniert ähnlich wie eine Black Box im Flugzeug und speichert elektronisch wichtige Parameter wie Geschwindigkeit, Bremsvorgänge oder Lichtzeichen. Kommt es zu einem Unfall, stoppt die Aufnahme und der Hergang kann rekonstruiert werden.

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"Black Box" für Autos

Neben der einfacheren Klärung der Verschuldensfrage hat das Gerät aber auch einen Einfluss auf das Fahrverhalten, ist man bei der Berliner Polizei überzeugt. Dort sind UDS seit Jahren in Funkstreifen eingebaut, "die Zahl der Unfälle ist um mehr als zehn Prozent zurückgegangen und auch die Schadenssumme ist gesunken", erklärt Carsten Eis von der Berliner Polizei.

Die permanente Überwachung habe sehr wohl zu einem vorsichtigeren Fahrverhalten beigetragen, meint er. Auch für die Wiener Polizei berichtet Dieter Winnisch über positive Erfahrungen mit dem UDS.

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UDS-Einbau

Andere sind skeptischer. "Es gibt zwar Studien, die eine Verringerung der Unfallzahlen nach UDS-Einbau belegen, die beziehen sich aber nur auf ganze Flotten – also wenn einem das Auto nicht selbst gehört", erläutert Ursula Messner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Ob der Effekt auch beim UDS-Einbau in Privatautos eintritt, sei dagegen noch nicht untersucht. (moe, DER STANDARD Printausgabe 3.3.2005)

REUTERS/Johann Fesl