Ist es Unverfrorenheit? Blanke Panik angesichts politischen Misserfolgs? Oder sitzt so etwas einfach in den politischen Genen einer bestimmten Richtung? Die FPÖ kommt in ihrer Verzweiflung mit einem Vorschlag nach dem anderen heraus, der eine bestimmte Gruppe von Menschen, nämlich Asylwerber, "Illegale" oder einfach "Ausländer" herausgreift, um sie einer Sonderbehandlung zu unterziehen. Selbstverständlich einer diskriminierenden und brutalisierenden Sonderbehandlung.

Der jüngste Vorschlag, auch noch von dem stets freundlich lächelnden Hubert Gorbach (was war der noch gleich – Vizekanzler!) eisern unterstützt, läuft darauf hinaus, ausländische Kinder in den heimischen Schulklassen zu selektieren. Nämlich die Kinder von Ausländern, die sich illegal im Land aufhalten.

Wie viele das sein können, ist unklar, aber auch irrelevant. Allein die Vorstellung, dass – wie von der FPÖ gewollt – Sondereinsatzgruppen durch die Schulklassen streifen und die Kinder von "Illegalen" herausfischen, um ihnen den Schulbesuch zu verwehren, ist brechreizerregend. Es wird nicht da zu kommen. Aber die Tatsache, dass so etwas mitregieren darf, ist ein Fleck auf der Ehre Österreichs. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.3.2005)