Foto: Albertina
Wien/Madrid - Der von der Wiener Albertina ohne Ausfuhrgenehmigung nach Madrid verliehene "Feldhase" und vier weitere Dürer-Blätter werden nach vier Wochen in der Ausstellung im Prado durch Repliken ersetzt und nach Wien zurückkehren. Dies erklärte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) bei einer Pressekonferenz in Wien. Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Bundesdenkmalamtes, bestätigte dies: "Es handelt sich um fünf der empfindlichsten Blätter." Aus dem noch in Wien wartenden Transport mit weiteren Dürer-Werken für den Prado wird das "Große Rasenstück" entfernt und in Wien verbleiben, der Rest der Werke darf nach Madrid ausgeführt werden, so Gehrer.

Keine Konsequenzen für Schröder

Das Bildungsministerium habe nicht gewusst, dass der "Feldhase" nach Madrid versendet werden sollte, so Gehrer. Weitere Konsequenzen für Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, der die konservatorisch heiklen Werke ohne Genehmigung auf Reisen geschickt hatte und erst einen Tag vor der Abreise des ersten von zwei Transportes um eine Genehmigung angesucht hat, werde es nicht geben, betonte Gehrer. Die Causa sei "nicht strafrechtlich relevant", sondern eine "einfache Übertretung einer Verwaltungserfordernis", so Gehrer.

Nach vier Wochen werden Originale durch Repliken ausgetauscht

"Wir haben versucht, zu ermöglichen, dass Österreich sich im Prado präsentieren kann, aber die notwendige Sorgfalt walten lassen", betonte Gehrer. Daher werden nach vier Wochen Repliken an die Stelle der Werke gesetzt, "aber bei der Eröffnung werden diese Arbeiten gezeigt". Die fünf Blätter sollen nach vier Wochen abgehängt werden, da sie "Schaden nehmen" könnten. Zu zukünftigen Verleihplänen - die Albertina plant auch den Verleih von Dürer-Werken nach Washington - meinte Gehrer, "die derzeitige Genehmigung bezieht sich auf Madrid".

Der anlässlich der Präsentation der Evaluierungsstudie der Bundesmuseen ebenfalls anwesende Schröder wollte keinen Kommentar abgeben.

Bundesdenkmalamt: "Fünf Jahre Ruhe" für Blätter nach Prado-Schau

"Es ist uns gelungen, einen Spagat zu schaffen, um einerseits kulturpolitische Verwicklungen gröberen Ausmaßes vermeiden zu können und andererseits konservatorische Notwendigkeiten zu beachten", sagte Eva-Maria Höhle, Generalkonservatorin des Bundesdenkmalamtes am Montag. Der an die Albertina ergangene Bescheid zur Ausfuhrgenehmigung gestattet es Direktor Klaus Albrecht Schröder, 93 der geplanten 94 Dürer-Grafiken im Prado zu zeigen. "An den Bescheid wurde die Bedingung geknüpft, dass die Werke nach ihrer Rückkehr in die Albertina eine Ruhephase von fünf Jahren erhalten". Negativ wurde nur die Ausfuhr für das "Große Rasenstück" beschieden.

"Generell ist die Dürer-Sammlung der Albertina erstaunlich gut erhalten, wenn man bedenkt, dass es sich um den Originalzustand der Blätter handelt", so Höhle. Im Gegensatz zu anderen Sammlungen mussten noch keine konservatorischen Manipulationen vorgenommen werden. Ein Kriterium für die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen sei daher, "alles zu vermeiden, was restauratorische Eingriffe notwendig macht".

Substanzverluste des Dürer Hasen

Besonders das "Große Rasenstück" habe in den letzten beiden Jahren durch Ausstellungen in Wien und London bedingte "Substanzverluste" erleiden müssen, "die auf Erschütterungen zurück gehen", meinte die Generalkonservatorin. "Unter normalen Umständen hätten wir der jetzigen Ausfuhr in den Prado unter konservatorischen Gesichtspunkten nie zugestimmt".

Neukonzeption für Leihgaben nach Washington

Nicht kommentieren wollte Höhle Schröders geplante Dürer-Leihgabe nach Washington im kommenden Herbst: "Bei uns ist bis jetzt dafür nicht angefragt worden, das heißt, wir wissen offiziell nichts von diesem Plan. Der jetzige Bescheid bezieht sich auf den Prado, und sieht mit der Erlaubnis auch eine fünfjährige Ruhephase der Werke nach der Ausstellung vor". Ein weiterer Alleingang Schröders in Sachen Ausfuhr würde "gegen diesen Bescheid verstoßen", so Höhle. (APA)