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In dem Anschlagsfahrzeug waren mehrere Dutzend Kilo des Sprengstoffs TNT sowie Mörsergranaten platziert.

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Reste des Anschlagfahrzeuges.

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Hilla/Bagdad - Beim schlimmsten Bombenanschlag im Irak seit einem Jahr sind in Hilla am Montag mindestens 110 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 133 weitere Menschen wurden nach Angaben des städtischen Krankenhauses verletzt, als eine Autobombe in einer Menschenmenge vor der Klinik detonierte. Wie ein Feuerwehrmann mitteilte, wurde der Sprengsatz von einem Selbstmordattentäter gezündet. Die irakische Führung gab unterdessen Einzelheiten zur Festnahme des Ex-Geheimdienstchefs und Halbbruders von Saddam Hussein, Sabawi Ibrahim el Hassan, bekannt.

Größtmögliche Opferzahl

"Wir haben im Autowrack die am Lenkrad festgeklammerten Hände des Selbstmordattentäters und einen verbrannten Koran gefunden", sagte der Feuerwehrmann Ammar El Ani. Nach Angaben der Polizei war das Fahrzeug direkt vor dem Krankenhaus in einem belebten Geschäftsviertel der 100 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt abgestellt gewesen. Zum Zeitpunkt der Detonation warteten dort zahlreiche Iraker, die in den Verwaltungsdienst eintreten wollten, auf eine medizinische Untersuchung.

Nach Angaben des Leiters der Gerichtsmedizin, Thamer Sultan, waren in dem Anschlagsfahrzeug mehrere Dutzend Kilo des Sprengstoffs TNT sowie Mörsergranaten platziert gewesen, "um eine größtmögliche Opferzahl zu erzielen". Der Gouverneur der Provinz Babylon, Walid Dschanabi, sagte, der Anschlag habe "Bürger getroffen, die keinerlei Verbindungen zur Armee und zur Polizei haben und die in Frieden leben wollten".

Schlimmstes Attentat seit Ende des Kireges

Es handelte sich um eines der schlimmsten Bombenattentate im Irak seit dem offiziellen Ende des US-geführten Krieges Anfang Mai 2003. Am 1. Februar vergangenen Jahres waren bei einem Selbstmordanschlag im kurdischen Erbil 105 Menschen getötet worden. Bei zwei zeitgleichen Anschlägen in Kerbala und Bagdad am 2. März 2004 starben insgesamt mehr als 170 Menschen, 550 wurden verletzt.

Der Anschlag in Hilla ereignete sich einen Tag, nachdem die Festnahme von Sabawi Ibrahim el Hassan, einem der meistgesuchten Iraker, bekannt wurde. Der ehemalige Geheimdienstchef und Halbbruder von Ex-Machthaber Saddam Hussein wird verdächtigt, Aufständische finanziert zu haben.

Zusammenhang mit Inhaftierung

Der Geheimdienstchef des irakischen Innenministeriums, Hussein Ali Kamel, teilte am Montag in Bagdad mit, Hassan sei vor drei Tagen an der syrischen Grenze festgenommen worden. Er sei häufig zwischen dem Irak und Syrien gependelt. Auf die Frage, ob Syrien bei der Festnahme geholfen habe, antwortete Kamel, dies spiele keine Rolle. "Wichtig ist, dass wir ihn gefasst haben". Die Festnahme sei durch Patrouillen entlang der Grenze sowie durch Aussagen festgenommener Aufständischer möglich gewesen. Hassan besaß laut Kamel "enorme Geldsummen" aus den Kassen der ehemaligen Regierungspartei Baath, die er zur Finanzierung "terroristischer Aktionen" nutzte.

Nach Angaben des nationalen Sicherheitsberaters Muaffak el Rubai waren knapp 30 Einsatzkräfte an der Festnahme beteiligt. Rubai forderte Syrien zu einer besseren Zusammenarbeit auf: "So viele Kriminelle, die Anschläge im Irak verüben, sind in Syrien immer noch auf freiem Fuß", sagte er. Er wünsche sich, dass Syrien besser bei der Auslieferung Verdächtiger kooperiere.

Bei verschiedenen Angriffen im so genannten sunnitischen Dreieck westlich und nördlich der Hauptstadt Bagdad kamen am Montag insgesamt fünf Iraker ums Leben, darunter drei Soldaten und ein Dolmetscher. Die US-Armee gab die Festnahme von insgesamt 211 Aufständischen seit Beginn des Einsatzes in der sunnitischen Unruheprovinz El Anbar vor gut einer Woche bekannt. Ein US-Soldat wurde am Sonntag in Bagdad getötet. (APA/AFP)