Erfolgreiche Ausgliederung
Nach derzeitigem Vertrag bis Ende 2011 ist Johanna Rachinger Generaldirektorin der Nationalbibliothek, die kein Bundesmuseum im engeren Sinne ist, jedoch mit Jahresbeginn 2002 in Anlehnung an des Bundesmuseengesetz in die Vollrechtsfähigkeit geführt worden ist. Die ebenfalls im Bundesmuseengesetz geregelte jährliche Basisdotierung der Nationalbibliothek durch den Bund beträgt seit sechs Jahren 20,602.000 Euro, für den Betrieb des Globenmuseums im Palais Mollard ab Mitte dieses Jahres wurden 176.000 zusätzliche Euro versprochen. Seit der Ausgliederung wurden die Lesesäle um 2,5 Mio. Euro neu gestaltet. Auch der verstärkte Einsatz von neuen Technologien wie Online-Kataloge oder das digitalisierte Bildarchiv zählen zu den Novitäten, die der ÖNB jährliche Besucherzuwächse beschert haben (2003: 173.153).
Mittelalterliche Anfänge
Die Geschichte der ÖNB weist bis ins Mittelalter zurück. Der erste große Schritt auf dem Weg zu einer kaiserlichen Bibliothek wurde unter Kaiser Friedrich III. (1415-1493) getan, der es sich zur Regierungsaufgabe stellte, alle Kunstschätze aus dem habsburgischen Erbe zusammenzufassen. Conrad Celtis (1459-1508) sprach erstmals im Jahre 1504 von einer "Bibliotheca Regia". Den entscheidenden Schritt setzte Kaiser Karl VI. (1685-1740): Er veranlasste 1722 den Bau einer Bibliothek am heutigen Josefsplatz. Bis 1730 zogen sich noch die Ausstattungsarbeiten und vor allem die Freskenmalereien im Prunksaal hin, ehe die Hofbibliothek in diesem imperialen barocken Saal ihre wirkliche und erste Heimstatt fand. 1920 wird aus der Hofbibliothek die Österreichische Nationalbibliothek.
Das Bildarchiv ist mit mehr als eineinhalb Millionen Objekten Österreichs größte Bilddokumentationsstelle und beinhaltet über eine Million Fotonegative, deren Themenspektrum von Porträts über Architekturfotografie, zeithistorische Dokumente, Alltagsbilder bis hin zu künstlerischen Aufnahmen reicht. Die graphische Sammlung umfasst mehr als 500.000 Druckgraphiken, Aquarelle und Zeichnungen, die Fideikommissbibliothek, die ehemalige kaiserliche Familienbibliothek, an die 117.000 Bände.
Globenmuseum als weltweites Unikat
Die Flugblätter-Sammlung verwaltet an die 330.000 Objekte (Flugblätter, Plakate und Exlibris). Die Handschriftensammlung besitzt Hauptwerke aus fast allen Schriftkulturen vom 4. Jahrhundert bis in die Gegenwart. 1906 erfolgte die Gründung einer Spezialsammlung für Geographie, der heutigen Kartensammlung, der seit 1956 das einzige Globenmuseum der Welt angegliedert ist. Die Bestände der Sammlung umfassen gegenwärtig rund 260.000 Karten, 240.000 geographisch-topographische Ansichten, 380 Globen, 53 Reliefs und Festungsmodelle sowie etwa 67.000 Bände Fachliteratur und Atlanten.