München - Der in Köln lebende iranische Autor Navid Kermani hat die Europäer vor einer Annäherung an das Regime in Teheran gewarnt. Der Reformprozess im Iran sei längst blockiert, schreibt Kermani in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). "Aber wenn Europa seine Annäherung einfach fortsetzt, obwohl es gar keine Reformen mehr gibt, verliert es jede Glaubwürdigkeit."

Europa und die USA sollten die Sicherheitsfrage im politischen Kontext betrachten und die allmähliche Demokratisierung in den Mittelpunkt einer gemeinsamen Iranpolitik stellen, dann wäre das Regime zu Konzessionen gezwungen. Sollten die USA und Europa bei entsprechenden Garantien im Streit um die Atompolitik Teherans den Iran jedoch in den "Club der Gutstaaten" aufnehmen, sitze das dortige Regime fester im Sattel als je im vergangenen Jahrzehnt.

Wer nicht auf einem Minimum gemeinsamer Werte bestehe und bereit sei, selbst mit den finstersten politischen Geschöpfen zu paktieren, brauche sich nicht zu wundern, wenn diese Geschöpfe sich eines Tages gegen ihre Gönner wenden. "Wer selbst keine Moral hat, sollte sie von Schurken schon gar nicht erwarten." Gewiss brauche es Geduld, um die Verhältnisse in Teheran zu ändern. "Eine Invasion wäre nicht bloß aufgrund der iranischen Aufrüstung unverantwortlich", meint Kermani, von dem in diesen Tagen sein Buch mit Erzählungen "Du sollst" (Ammann Verlag) erscheint.

Anders als im Irak Saddams Husseins habe sich im Iran ein umfassendes demokratisches Bewusstsein bereits herausgebildet. Ohne eine politische Liberalisierung werde es im Iran jedoch keine Stabilität geben. Krieg sei das falsche Mittel. Aber Befreiung sei nicht das falsche Ziel. (APA/dpa)