Die US-New-Wave-Rocker The Killers gastieren am Wochenende in der Wiener Arena.

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Wien - Bei Bands, die aus dem Nichts auftauchen und einem als das Wichtigste und Größte, Neueste, Heißeste und was weiß der Teufel noch alles angepriesen werden, herrscht natürliche Skepsis. The Killers aus Las Vegas sind so ein Fall. Als im Vorjahr ihr Debütalbum Hot Fuss erschien, gab es als Vorgeschichte der Band nicht mehr als eine Single ( Mr. Brightside ) und ein paar hysterische Schlagzeilen aus dem britischen Musik-Wochenblatt New musical Express vorzuzeigen, das dafür bekannt ist, mindestens einmal im Monat so zu tun, als hätte es die neuen Beatles entdeckt.

Eine gute Reputation sieht anders aus. Hot Fuss bestätigt dann auch prompt den Verdacht, hier springe jemand auf einen gerade sehr populären Trend auf. The Killers zählen zu jenen Bands, die sich zurzeit wieder sehr gerne aus dem Fundus der 80er-Jahre bedienen. Vergleiche mit den Dancefloor-Melancholikern New Order tauchen auf, Blondie lässt kurz grüßen, aber im Vergleich zu den genannten Größen bieten The Killers wenig Eigenständiges:

Zwar gelingen der Band um Sänger Brandon Flowers einige Anerkennungserfolge. Die Eröffnungsnummer besitzt einen nicht zu leugnenden Pop-Appeal. Immerhin ist Jenny Was A Friend Of Mine der Song, der entfernt an New Order erinnert: Ein dominant gespielter Bass, der auf artig abgestaubte Gitarrenriffs trifft, sowie der exaltierte Gesang von Flowers tragen das Stück erhobenen Haupts durch die Ziellinie. Es ist der Hochmut vor dem Fall. Man hört noch zwei, drei gute Stücke, bevor das Album sein wahres Gesicht zeigt: keines.

Das Quartett verfällt in charmefreien Fließband-Rock mit poppigen Secondhand-Melodien und Zutaten aus dem Synthesizer. Die daraus zusammengestoppelten Arrangements wirken zuerst berechnend, bald darauf nur noch ideenlos. Die Songs scheinen hier nicht mehr als möglicherweise in einem genialischen Moment geboren. Sie entpuppen sich als wenig originelle Variationen der immergleichen Ideen.

Da helfen keine blasierten Texte und auch nicht das wenig überzeugend präsentierte Image. Trotzdem kommt man bei der Zielgruppe, die sonst noch gerne The Strokes, Mando Diao oder Interpol hört, bestens an. Dabei wirken The Killers wie eine im Setzkastensystem zusammengestellte Boygroup, die sich nicht im Synchrontanz, sondern in einer anderen Form versucht, dem stylishen Post-Rock-Pop, Betonung auf Style.

In die eigenen Falle tappt die Band mit dem Gefahr verheißenden Namen schließlich mit dem Song Glamorous. Indie Rock 'n' Roll. Darin blättert Flowers durch den Indie-Rock-Katalog und hält, was er darin findet, für authentisch: "Two of us flipping through a thrift store magazine. It's Indie rock 'n' roll for me. It's all I need." (flu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.2.2005)