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Wien - Es ist derzeit noch ein einziger, riesiger Fleck. Eine 200 Hektar große G'stätten - so groß wie die Bezirke Neubau und Josefstadt gemeinsam. Das Flugfeld Aspern in Donaustadt ist die bei Weitem größte Baulandreserve Wiens, die in den nächsten zehn, 15 Jahren entwickelt werden soll. An dem angestrebten Mix an Wohnungen, Arbeitsplätzen, Bildungs-, Wissenschafts-, Freizeit- und Kultureinrichtungen wird nun im Rahmen eines Masterplanes getüftelt.

Platz für TU

An derartigen Konzepten wird auch an der Technischen Universität Wien emsig gearbeitet. Die Stadt Wien hat der TU Platz am Flugfeld Aspern angeboten. Und zwar für einen Umzug der gesamten Universitätsgebäude. Ein Punkt, der an der TU für diese Variante spricht, denn auch Niederösterreich ködert die Technische Uni. Standort wäre dann Tulln - aber nur für zwei Fakultäten.

Eilig hat es die Uni-Leitung jedenfalls noch nicht. Eine Frist, bis zu der eine Entscheidung fallen muss, gibt es nicht, heißt es. Derzeit wird gerade ein Projektentwickler gesucht, der beide Standorte im Auftrag der Universität prüfen soll. Die TU Wien soll aber nicht die einzige Wiener Universitäten sein, die derzeit über Möglichkeiten neuer Standorte nachdenkt.

Startschuss

Fest steht nun aber auch, dass dieses Projekt der Startschuss für einen vollkommen neuen Ansatz der Grundstücksverwertung der Stadt Wien sein wird. Derzeit ist der Löwenanteil der Grundstücke im Besitz der Stadt Wien, einen Streifen nördlich des General-Motors-Werk besitzt die Bundes-Immobiliengesellschaft, und nur drei kleine Flecken gehören Privaten.

"Für die Entwicklung des Flugfeldes Aspern wird nun erstmals eine Aktiengesellschaft gegründet, bei der sich Banken und vor allem deren Entwicklungsgesellschaften beteiligen", erläutert Wohnbaustadtrat Werner Faymann (SP) im STANDARD-Gespräch. Mit dabei sollen vor allem Erste, Raiffeisen evolution, BA-CA und Bawag sein, "es könnten aber auch noch durchaus andere private Projektentwickler auftauchen". An den Gewinnen sollen sowohl die Banken wie auch die Stadt Wien beteiligt werden.

Umdenken

Hintergrund ist ein generelles Umdenken bei der Wiener Grundstückspolitik. "In Summe besitzt die MA 69 Grundstücke, die die Hälfte der Fläche Wiens ausmachen", erläutert Faymann. "Dazu kommen Grundstücke außerhalb Wiens, die noch einmal so groß sind wie ganz Wien."

Ein Gutteil davon seien beispielsweise Wasserschutz-oder Verkehrsflächen, "bei denen man nicht viel bewegen kann". Allerdings gebe es darunter auch genug "verwertbare Flächen, und wir haben begonnen, die zu durchleuchten und zu aktivieren". Derzeit gibt es im Ressort Faymann bereits jährliche Einnahmen aus Grundstücksverwertungen zwischen 27 und 60 Millionen Euro.

"Bessere Experten"

"Aber gerade bei einem Projekt wie dem Flugfeld Aspern gibt es viel bessere Experten, die beispielsweise abschätzen können, wie viel an Infrastruktur nötig ist, wie viele Einkaufsmöglichkeiten oder Kinos", so Faymann. Wie eben "die Projektentwickler der Banken, die das ja täglich tun".

Ein weiteres Pilotprojekt in diese Richtung sei auch die Verwertung bei der Hohen Warte, "wo derzeit die Ausschreibung läuft. Ich erwarte mir da eine finanzielle Untergrenze - wenn die nicht erreicht wird, ziehe ich das Angebot wieder zurück." (DER STANDARD Printausgabe, 23.02.2005)