Das durchschnittliche Volumen bei Fremdwährungskrediten liegt bei 137.000 Euro - für Häuslbauer genau die richtige Größenordnung.

derStandard.at/Lewkowicz

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA
Wien – Allen Warnungen vor möglichen Zins- oder Wechselkursrisiken zum trotz greifen Österreicher nach wie vor überdurchschnittlich gerne zu Fremdwährungskrediten. Rund 20 Prozent aller Kredite in Österreich laufen in einer Fremdwährung. Lagen vor ein paar Jahren der japanische Yen und der Schweizer Franken in der Gunst der Kreditnehmer noch etwa gleich auf, ist heute der Yen de facto in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Kreditkunden setzen auf den wesentlich stabileren Franken, der noch immer Zinsvorteile bietet.

Selbst deutsche Kreditkunden kommen immer öfter nach Österreich, um hier ein Darlehen in Schweizer Franken aufzunehmen, da dies Privaten in Deutschland untersagt ist. Ein Volumen von 700 Millionen Euro an Kreditgeschäft kam auf diese Weise immerhin zusammen.

Franken besonders im Westen beliebt

Innerhalb Österreichs sind die Frankenkredite besonders in Tirol und Vorarlberg beliebt. Die neueste Nationalbank-Statistik zeigt: Im Vorjahr stieg die Neuaufnahme von Frankenkrediten um 19 Prozent auf das Rekordniveau von 43 Milliarden Euro. Dieses Volumen entspricht bereits 42 Prozent des Gesamtvolumens an Frankenkrediten im gesamten Euroraum, obwohl Österreichs Banken hier nur einen Marktanteil von drei Prozent haben.

Nationalbank-Direktor Peter Zöllner: "58 Prozent aller Fremdwährungskredite gehen an private Haushalte und dienen hier zu 60 Prozent der Schaffung von Wohnraum. Das durchschnittliche Volumen liegt bei 137.000 Euro. Das ist eine plausible Größenordnung für Häuslbauer."

Neue Inlandsnachfrage

Insgesamt stieg das Volumen für Privatkredite im Vorjahr um rund zehn Prozent, jenes für Unternehmenskredite jedoch nur um rund zwei Prozent. Die Notenbank erklärt dies mit dem Anspringen der Inlandsnachfrage seit dem zweiten Halbjahr 2004, der Einschätzung der Konsumenten, dass die Zinsen wohl noch einige Zeit so niedrig bleiben würden und möglicherweise dringenden Ersatzinvestitionen nach drei flauen Jahren. Ein ähnlich kräftiges Wachstum bei Privatkrediten hatte es zuletzt im Jahr 2000 gegeben.

Insgesamt – also Private und Unternehmen – lag das Kreditwachstum 2004 bei 5,1 Prozent auf 251 Mrd. Euro. Ein maßgeblicher Einflussfaktor ist dabei das Zinsniveau. Aufgrund des Konkurrenzdrucks unter den heimischen Banken sowie eines überdurchschnittlich hohen Anteils an variabel verzinsten Krediten liegen die Zinsen bei neuen Konsumkrediten um rund zwei Prozentpunkte unter dem Durchschnitt im Euroraum.

Auf der Einlagenseite zeigt sich die nach wie vor überragende Bedeutung des guten alten Sparbuches – trotz der historisch niedrigen Zinsen. Allerdings ist der Mittelzufluss in Investmentfonds deutlich größer als in Spareinlagen.

256 Sparbücher mit über drei Millionen Euro

Dennoch: Jeder Österreicher und jede Österreicherin hat statistisch gesehen den Rekordwert von durchschnittlich 16.680 Euro auf einem der insgesamt 23,7 Millionen Sparbücher liegen. Während aber auf 84 Prozent aller Sparbücher Beträge unter 10.000 Euro deponiert sind, schlummern auf exakt 256 Sparbüchern Summen jenseits der Marke von drei Millionen Euro. Diese hohen Sparguthaben verzerren freilich den Durchschnitt nach oben.

Das Bankengeschäft, auch dies beobachtet die Notenbank, lebt neben dem Kredit- vor allem vom Auslandsgeschäft. Im Vorjahr haben die Kreditinstitute mit 7,9 Prozent Wachstum ihrer (unkonsolidierten) Bilanzsumme das höchste Wachstum seit dem Jahr 2000 erreicht. Die Bilanzsumme erreichte 652,8 Milliarden Euro. (Michael Bachner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.2.2005)