Auf die Schärfe kommt es an: Justizministerin Karin Miklautsch muss das Asylgesetz für die FPÖ verhandeln.

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Wien – Eine Frau, jung noch dazu, ungenierter Kärntner Dialekt, dazu ein offenes Lächeln und eine Überdosis Selbstbewusstsein, die die schlotternden Knie bei der Angelobung gut überdeckt hat, aber statt einer Rechtsanwaltsprüfung "nur" leitende Verwaltungsbeamtin der Wasserrechtsabteilung der Kärntner Landesregierung: Und die soll Justizministerin werden?! Die kann ja nur baden gehen, musste sich Karin Miklautsch (40) im Juni 2004 bei ihrem Amtsantritt von diversen Auguren prophezeien lassen.

Doch die "Erfindung" von FP-Chefin Ursula Haubner schwimmt noch immer oben. Eine Ahnung davon, wie schwierig es werden könnte, hätte ihr schon ihr Vater vermitteln können. Er meinte, als ihm die Tochter mitteilte, sie könnte Ressortchefin in Wien werden, lapidar: "Wenn du Justizminister wirst, dann bin ich der nächste Papst."

Nun hat Miklautsch eine besondere Aufgabe zu meistern: Sie muss zum ersten Mal dezidiert im Namen der FPÖ agieren und mit Innenministerin Liese Prokop (VP) das Asylgesetz verhandeln. So, dass es auch der FPÖ scharf genug ist. Jener Partei also, auf deren Ticket sie zwar in der schwarz- blauen Regierung sitzt, deren Mitglied sie aber nicht ist.

Dabei fühlt sich die 40-Jährige bisher offenkundig als pragmatische Sachpolitikerin am wohlsten – und bekommt als solche sogar Blumen von jenen, die eigentlich politische Gegner sind. Für SP-Justizsprecher Hannes Jarolim ist sie "die angenehme Erscheinung dieser Regierung", "erfrischend" und mit "sehr ausgeprägter Sozialkompetenz", "keine Justiztheoretikerin", aber "eine, die gut motivieren kann und im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Dieter Böhmdorfer wesentlich mehr auf ihre Beamten hört".

Miklautsch, aus SP-nahem Milieu kommend, "tritt justizpolitisch oft für Positionen ein, die nicht typisch sind für die Regierungslinie, sondern näher bei der Opposition liegen. Damit ist sie auch ein Feigenblatt für die Schwarz-Blau, weil sie das halt leider oft in der Regierung dann nicht durchbringt", meint Jarolim.

In den höchsten Tönen lobt die Präsidentin der Richtervereinigung, Barbara Helige, die Justizministerin. Sie habe von Miklautsch einen "absolut guten Eindruck. Wir erleben sie als absolut seriös und worttreu. Sie macht schlicht und einfach ihre Arbeit als Ministerin." Entgegen aller Unkenrufe beim Amtsantritt der umgänglichen und legeren, sich selbst "sozial und liberal" charakterisierenden Ministerin, meint Helige: "Miklautsch ist interessiert, hört zu, vielen, und hat sich irrsinnig schnell eingearbeitet. Man hat nie den Eindruck, dass sie inhaltlich überfordert wäre."

Im altehrwürdigen Palais Trautson, wo das Justizministerium residiert, hat man sich mittlerweile daran gewöhnt, die Frau Ministerin – "Ich bin hier ein Stilbruch" – auch mal in Cowboy-Boots zu sehen. Und auch im Ministerrat ist die "ungenierte Raucherin" anerkannt und respektiert.

(DER STANDARD, Lisa Nimmervoll, Printausgabe, 23.2.2005)