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Sonja Wehsely
Foto: APA/PETRA SPIOLA
Wien - "Es gilt nach wie vor: In der Frauenpolitik dürfen wir keinen Millimeter nachgeben - sonst werden wir meilenweit zurückgeworfen", gibt Wiens Frauenstadträtin Sonja Wehsely (SP) im STANDARD-Gespräch eine kämpferische Parole aus. Denn die gefährlichsten Argumente seien derzeit "wir sind eh längst gleichberechtigt", "für Frauen wird eh so viel getan" und "Powerfrauen schaffen alles mit links".

Nicht ungefährlich sei auch, dass "derzeit im Bund immer nur von Gender Mainstreaming die Rede ist." Das geschlechtssensible Durchleuchten einzelner Bereiche "ist zwar ein wichtiges, aber letztlich eben nur ein Instrument. Kein Inhalt. Mainstreaming kann politische Inhalte und Frauenförderung auf keinen Fall ersetzen".

Und noch immer gebe es zu viele "kleine Unterschiede". Wie etwa: 97,5 Prozent der Mütter gehen in Karenz - aber nur 2,5 Prozent der Männer. Was auch mit den immer noch eklatanten Einkommensunterschieden zusammenhängt: Ein mittleres Bruttojahreseinkommen eines männlichen Angestellten liegt bei 33.144 Euro - bei den Frauen sind es 18.536 Euro.

Oder: "Vor allem für junge Frauen in Städten ist es keine Frage mehr, dass sie arbeiten gehen. Aber sich um die Kinder kümmern, einkaufen, den Dreck wegräumen - das dürfen sie noch immer", so Wehsely. Im durchschnittlichen Haushalt sind Frauen pro Woche 28 Stunden bei Hausarbeit oder Kinderbetreuung - der Männerschnitt liegt bei 7,2 Stunden.

Eine der Forderungen Wehselys ist "die Umwandlung des Kinderbetreuungsgeldes in ein Karenzgeld, das je nach Einkommen gestaffelt ist. Nur so kann man Männer motivieren, auch in Karenz zu gehen". (DER STANDARD, Print, 22.2.2005)